Österreich:Bekannt aus Funk und Fernsehen

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Der ORF muss sich in der "Eurofighter"-Affäre unangenehme Fragen gefallen lassen: Hat sich ein ranghoher Mitarbeiter des Senders dem Konzern EADS als Berater angedient?

Von Cathrin Kahlweit

Eigentlich ist ja Andreas Mölzer der bekanntere der zwei Herausgeber des österreichischen rechten Wochenblä t tchens Zur Zeit - ein notorischer Deutschnationaler und früherer EU-Parlamentarier der FPÖ, der von seiner Partei gern als "führender Intellektueller" bezeichnet wird. In der aktuellen Ausgabe denkt Mölzer über das willkommene Ende der Libertinage in Skandinavien nach. Gekauft wird Zur Zeit in dieser Woche aber auch von Lesern, die sonst keinen Zugang zum Rechtspopulismus freiheitlicher Denkungsart haben, aber neugierig auf Mölzers weniger prominenten Kompagnon sind: Walter Seledec, Ex-Chefredakteur des ORF, Offizier der Reserve, Bezirksrat der FPÖ in Wien und, nach Einschätzung eines Insiders, ein "schrulliger, freiheitlicher Militarist". In seiner Zeit als leitender Mitarbeiter beim ORF, sagt dessen Sprecher Martin Biedermann, sei Seledec aufgrund seiner Expertise eine Art "informeller Verbindungsmann zum Bundesheer gewesen".

Als solcher schimpft er nun im eigenen Blatt über die jüngste Strafanzeige der Republik Österreich gegen den Eurofighter-Hersteller Airbus und über den geplanten parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der dieser Tage in Wien eingesetzt werden soll. Mit beiden Vorstößen wollen Regierung und Abgeordnete einmal mehr Licht in das Korruptionsdunkel bringen, das bis heute den Ankauf von 24 Eurofighter-Flugzeugen durch das österreichischen Bundesheer vor 15 Jahren umgibt. Sedelec wettert gegen "sicherheitspolitische Laien", die "sensationshungrige Meute der Boulevardzeitungen" und "sensationsgierige Spindoktoren".

Der Verdacht liegt nahe, dass er aus persönlichen Gründen um sich tritt. Denn der ehemalige Journalist steht im Verdacht, mehr als ein informeller Verbindungsmann zum Heer gewesen zu sein. Bisher gibt es dafür nur Indizien, keine Beweise. So oder so aber könnte die Geschichte, die im Umfeld des Eurofighter-Skandals aufgekommen ist, letztlich auch ein ORF-Skandal werden: Demnach hat ein ORF-Mitarbeiter, wie die Zeitschrift Profil aufdeckte, aus der Chefredaktion mehrere E-Mails an EADS verschickt oder verschicken lassen. Darin informiert er den Konzern, er habe, wie verabredet, Gesprächspartner aus dem Kreis der österreichischen Politik und Militärs aufgelistet, die zu kontaktieren oder einzuladen wären. Ein hoher ORF-Mitarbeiter, der sich dem Konzern als Berater andient? Offenbar hat das gut geklappt, denn den E-Mails folgte eine Rechnung über eine Million Euro - von dritter Seite, von einem Lobbyisten an EADS. Für "werbliche Betreuung Eurofighter Kampagne f. d. österr. Bundesheer". Im Klartext: Der Konzern könnte über Lobbyisten ORF-Mitarbeiter benutzt haben, für eine positive Berichterstattung zu sorgen: durch, laut Rechnung, "Gespräche und Veranstaltungen mit Redakteuren und Sendungsgestaltern zwecks Produktion und Sendung von Reportagen über EADS, Eurofighter und Offset (Gegengeschäfte); Ausstrahlung in Sendungen wie z. B. Zeit im Bild, Report, Euro, Am Schauplatz."

Seledec ist für Nachfragen nicht zu erreichen. Stattdessen ist der ORF erkennbar um Aufklärung bemüht, der sich dem Vorwurf der "Öffentlichkeitsmanipulation" ausgesetzt sieht. Man habe die interne Revision angewiesen, vertief zu sondieren, ob es Produktionskostenzuschüsse von EADS für Sendungen gegeben habe, die den tollen Flieger aus Deutschland in ein gutes Licht gerückt hätten. Geprüft werde vor allem, so ORF-Sprecher Biedermann, ob ein Einfluss auf die Berichterstattung erkennbar sei. Bisher gebe es aber keinerlei Hinweise, dass E-Mails und Rechnung auch Taten gefolgt seien.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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