Nachruf:Moosleitners Mission Neugier

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Sein Lebenswerk ist ein Heft, das die Welt so erklärt, dass jeder sie versteht. Der Journalist und "P.M."-Gründer Peter Moosleitner ist im Alter von 81 Jahren gestorben.

Ein Nachruf von Karl-Otto Saur

Es sollte eine Zeitschrift werden, in der die Welt erklärt wird. Eine Zeitschrift, die Wissen vermittelt und die Leser aufklärt, doch ausgerechnet der Name dieser Zeitschrift beruhte auf einem Fehler. P.M. hieß das neue Heft, das war die Abkürzung von "Peter Moosleitners Magazin". Doch Moosleitner hieß gar nicht Peter. Sein voller Name war Gerhard Dietrich Marie Moosleitner.

Moosleitner war 1933, im Jahr der Machtergreifung Hitlers, in Ansbach geboren worden. Schon mit 17 Jahren veröffentlichte er seine ersten kleinen Artikel im Lokalblatt von Berchtesgaden. Zwei Jahre später bewarb er sich beim Werner-Friedmann-Institut in München, der ersten Journalistenschule nach dem Krieg in Bayern.

Journalistisches Credo

Bald wurde er Mitarbeiter und Redakteur bei der damals großen Illustrieren Quick. Das Motto dieser Zeitschrift ("Dem Quick-Leser gehört die Welt") sollte auch sein journalistisches Credo werden.

Peter Moosleitner, wie er sich inzwischen selbst umbenannt hatte (und in seinem Pass als Künstlername eintragen ließ), besaß eine zentrale Eigenschaft, die ihn antrieb: seine Neugier. Neugründungen von Zeitschriften waren seine Welt. Er war bei dem von Adolf Theobald ins Leben gerufenen Magazin Twen dabei, wechselte zu Eltern, der ersten populären Zielgruppenzeitschrift, die der Verlag Gruner + Jahr entwickelt hatte. Dort wurde er eines Tages von der Verlagsleitung gefragt, ob er sich die Entwicklung einer Zeitschrift vorstellen könnte. Und die eben sollte nichts Geringeres leisten, als die Welt zu erklären.

Peter Moosleitner wusste es vielleicht zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber das war genau das, was er selber wollte. Kein Klatsch, keine einfache Unterhaltung, keine politische Mission: einfach eine Zeitschrift, die den Laien erklären konnte, wie unser Leben funktioniert, egal ob Technik, ob Wissenschaft oder auch das soziale Zusammenleben der Menschen.

Moosleitner kam dabei nicht nur seine Neugier zugute, sondern auch sein Interesse an Pädagogik. Er hatte immerhin neben seiner journalistischen Arbeit zwei Semester dieses Faches studiert. Er arbeitete zwei Jahre an der Vorbereitung, bis das neue Magazin 1978 zum ersten Mal erschien. Sein Talent war, dass er die Autoren dazu brachte, sich so auszudrücken, dass jeder die Zusammenhänge verstand, ohne dass die Grundlagen verfälscht wurden.

Höchstes Ziel: Verständlichkeit

Vor allem auch die jungen Leser erreichte er so. Und er schaffte es, dass die Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse den Lesern in einer anderen Sprache nahebrachten, als sie es gewohnt waren. Mit seinen Redakteuren kämpfte er um jede Formulierung, was der Verständlichkeit auch für den nicht vorbereiteten Leser diente.

Von der ersten Ausgabe an wurden dann fast 500 000 Exemplare verkauft. Auch wenn inzwischen die Auflage auf weniger als 200 000 Stück gesunken ist, steht P.M immer noch erfolgreicher da als viele andere Magazine. Peter Moosleitern gab die Redaktionsleitung 1994 nach 16 Jahren ab, blieb seiner Zeitschrift dann noch vier Jahre als Herausgeber verbunden, bis er 1998 in Pension ging. Doch das Kürzel P.M. steht bis heute für ein publizistisches Wunder, auch wenn er lieber selbst Wunder erklären wollte.

Peter Moosleitner war einer der stillen Pioniere in der manchmal lauten Riege der Chefredakteure. Sein Podium und seine Bühne war sein Magazin. Und am Ende seines Lebens fand er noch ein ganz besonderes Publikum: Vor einigen Jahren hatte er seiner Frau versprochen, jeden Vormittag eine halbe Stunde aus einem Werk der Weltliteratur vorzulesen. Es wurde eine hübsche Bibliothek daraus. Peter Moosleitner starb am Mittwoch im Alter von 81 Jahren.

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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