Hörspiel:Müllschlucker

"Screener" erzählt von einem Menschen, der als Beruf anstößige oder illegale Videos aus dem Internet aussortiert.

Von Stefan Fischer

Felix hätte diesen Job besser nicht angenommen. Er sichtet Internetvideos, deren Inhalte ein Algorithmus zuvor als potenziell unangemessen gefiltert hat. Manche der Videos sind harmlos. Andere sind pervers, abstoßend, führen einen an Abgründe heran. Nur keine Empathie, sagt der Vorgesetzte. Aber wenn man sich unentwegt einredet, dass das, was man da sieht, gar nicht real sei, wird einem erst recht bewusst, dass es das natürlich sehr wohl ist.

Lucas Derycke erzählt in seinem Hörspiel Screener, wie subtil und gleichzeitig brutal das Bewusstsein eines Menschen beeinflusst werden kann. Felix spricht sich professionelle Distanz zu. Aber woher sollte er die haben? Er ist psychologisch nicht geschult, noch nicht einmal lebenserfahren. Er ist allein mit all den Filmen, die Erniedrigung und Demütigung zeigen, rohe Gewalt und Qualen, Sexualität ohne Sinnlichkeit. Die Freundinnen seiner Freundin finden den Job cool - ich könnte das nicht, toll, dass dir das nichts ausmacht und so.

Macht es aber eben doch. Weil Felix kein Ballerspiel sichtet, das man klar von der Realität unterscheiden kann. Sondern weil er der real existierenden Schlechtigkeit der Welt ausgesetzt wird und seine wirtschaftliche Existenz darauf gründet, sie zu ertragen. Ein Teufelspakt.

Screener , WDR 3, 19.05 Uhr.

© SZ vom 17.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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