Hochzeitssender Dügün TV in Not:Trennungswillig

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Auf Anweisung der türkischen Medienkommission hat Satellitenbetreiber Türksat den Kölner Minisender Dügün TV abgeschaltet. Deutsche Medienkontrolleure und die Betreiber protestieren gegen die fragwürdige Intervention.

Von Hans Hoff

Wenn in einem Land der Zugang zu Twitter oder Youtube erschwert wird, erzeugt das regelmäßig öffentliche Empörung. Eher still bleibt es dagegen, wenn kleinere Mitspieler zum Opfer medialer Reibereien zweier Staaten werden, wie nun Dügün TV. Der Satellitenbetreiber Türksat hat den Kölner Minisender auf Anordnung der türkischen Medienkommission RTÜK abgeschaltet. Zu Unrecht, wie nicht nur die Betreiber von Dügün TV finden, auch die Landesanstalt für Medien (LfM) in Düsseldorf sieht dringenden Handlungsbedarf.

Dügün TV hat ein Geschäftsmodell aus der Übertragung von türkischen Hochzeiten gemacht und erfreut sich allgemeiner Beliebtheit bei Brautpaaren sowie Verwandten und Freunden, die das feierliche Geschehen dank Dügün TV über Satellit auch in großer Ferne miterleben können. Rund zehn Jahre ging das gut. Dügün TV sendete mit einer Lizenz der LfM, und im Rahmen eines Abkommens hatte sich auch die Türkei verpflichtet, diese Lizenz anzuerkennen. Inzwischen wurde aber Dügün TV aufgefordert, sich auch in der Türkei lizenzieren zu lassen.

Doppelte Funkstille

"Aus unserer Sicht missachtet die türkische Regulierungsbehörde klar das grenzüberschreitende Übereinkommen. Die Forderung nach der Neuzulassung des Programms Dügün TV in der Türkei und das Einwirken auf den Satellitenbetreiber Türksat, das Programm vom Satelliten zu nehmen, führen dazu, dass der Sender unmittelbar in seiner Existenz bedroht ist", sagt LfM-Chef Jürgen Brautmeier. Er hat das Problem an die Medienkommission der Länder weitergereicht und hofft, dass diese die Bundesregierung aktiviert.

Das allerdings kann dauern. Möglicherweise zu lange für Dügün TV. Acht ihrer rund 20 Mitarbeiter hat Senderchefin Gülen Balaban bereits entlassen müssen. Kunden und Werbepartner sind abgesprungen. "Ich kann höchstens noch ein, zwei Monate weitermachen. Dann ist Schluss", sagt sie. Einen Rechtsanwalt in der Türkei hat sie beauftragt, doch der bekommt nirgendwo Antworten. Es herrscht also quasi doppelte Funkstille bei Dügün TV. Für Balaban ein Unding. "Ich bin hier, ich halte mich an die Lizenzbedingungen. Die Politik muss was machen."

© SZ vom 08.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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