Volkskrankheit:Teurer Stress

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Acht von zehn Deutschen fühlen sich täglich unter Druck. Die Volkskrankheit kommt sowohl unsere Gesundheit als auch die Wirtschaft teuer zu stehen.

Hektik im Job, Sorgen ums Geld: Stress ist zur Volkskrankheit geworden. Acht von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie der Techniker Krankenkasse hervorgeht.

Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Motivationsverlust - Stress kann uns lahmlegen (Foto: Foto: iStockphotos)

Jeder Dritte steht nach eigenen Angaben unter Dauerstrom - mit schlimmen Folgen: Bereits jeden Fünften holen die gesundheitlichen Folgen der Dauerbelastung ein. Vor allem lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind unter Gestressten weit verbreitet.

"Stress bestimmt den Alltag in Deutschland immer stärker. Kaum jemand kann noch richtig abschalten", sagte TK-Chef Norbert Klusen. Alarmierend sei die hohe Zahl von Burnout-Patienten.

2008 seien "ausgebrannte" Berufstätige fast zehn Millionen Tage krank geschrieben worden. Dies entspreche einer Zunahme von 17 Prozent verglichen mit 2003. Stress betrifft nach Angaben der TK alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten. Stressbedingte Arbeitsausfälle kosten Unternehmen nach einer Schätzung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz jährlich 20 Milliarden Euro.

Der Job ist Schuld

Stressfaktor Nummer eins ist der Job. Jeder Dritte arbeitet der Studie zufolge am Limit, getrieben von Hektik, Termindruck und einem zu hohen Arbeitspensum. Ein Drittel der Beschäftigten leidet unter dem Druck, rund um die Uhr erreichbar sein zu müssen und von Informationen überflutet zu werden. Berufstätige Eltern geraten der Studie zufolge besonders häufig an ihre Belastungsgrenze. Ihre größte Sorge sei, dass die Familie zu kurz kommt.

Doch auch neun von zehn Schüler klagen über Stress. Jeder Dritte steht nach eigener Aussage permanent unter Leistungs- und Prüfungsdruck. Auch Zukunftsängste belasten junge Menschen: 37 Prozent der Befragten befürchten der Studie zufolge, keinen Ausbildungs-, Studien- oder Arbeitsplatz zu finden.

Der TK-Studie zufolge stehen nicht Topmanager am stärksten unter Stress, sondern Hausfrauen: 95 Prozent von ihnen klagen über Stress. Ihre Sorgen unterscheiden sich jedoch von Berufstätigen: Vor allem die eigene Altersvorsorge (52 Prozent) und das Gefühl, eigene Interessen häufig zurückzustellen (48 Prozent) führen zur Dauerbelastung.

Auch für das Gesundheitssystem ist die Volkskrankheit Stress ein ernstzunehmender Kostenfaktor. Mit knapp 27 Milliarden Euro im Jahr stehen die Ausgaben für die Behandlung stressbedingter psychischer Erkrankungen an dritter Stelle der Kostentabelle. Hinzu kommen massive Aufwendungen für Herz-Kreislauf-Krankheiten, unter denen Dauergestresste mehr als doppelt so häufig leiden wie Weniggestresste.

Freizeit bewusster gestalten

TK-Vorsitzender Klusen betonte zwar, dass Stress auch etwas Positives sein könne. Wohl dosiert steigere er die Motivation und ermögliche geistige und körperliche Höchstleistungen. Negativer Stress dagegen beeinträchtige kurzfristig das Wohlbefinden und langfristig die Gesundheit.

In stressigen Situationen steigen Blutdruck und Herzfrequenz an, die Blutgefäße verengen, die Pupillen weiten sich. Problematisch wird Stress, wenn die erforderlichen Erholungsphasen ausbleiben. Wird die kurzfristige Anspannung zum Normalzustand, spricht man von Dauerstress. Früher oder später führt dies dazu, dass die Energievorräte erschöpft sind.

Damit aus vorübergehender Kraft- und Motivationslosigkeit kein Burn-out-Syndrom hervorgeht, empfehlen Experten einen bewussten Umgang mit Stress: Eigene Bedürfnisse sollten nicht immer hinten angestellt werden, oft helfe es bereits, ein altes Hobby wieder aufzunehmen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen.

Auch autogenes Training und Yoga seien geeignet, um Stress abzubauen. Für die Studie befragte die TK im Januar dieses Jahres 1.014 Personen zwischen 14 und 65 Jahren zu ihrem persönlichen Stresspegel, ihrem Umgang mit Stress und gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

© AP/Viktoria Schiller/sueddeutsche.de/mmk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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