Türkei:Nach dem Putsch

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Fast jeder hier kennt Menschen, deren Familien aus der Türkei kommen. In dem Land am Mittelmeer herrscht gerade ziemliches Chaos. Was passiert als Nächstes?

Von Luisa Seeling

Viele Meldungen in den Nachrichten sind gerade gar nicht so leicht zu verstehen. Einige davon kommen aus der Türkei, einem Land, mit dem Deutschland besonders verbunden ist. Nicht nur, weil Deutsche gern in der Türkei Urlaub machen. Sondern auch, weil hier viele Menschen leben, die aus der Türkei stammen oder deren Eltern oder Großeltern in der Türkei geboren sind. In deutschen Klassenzimmern sitzen deshalb nicht nur Kinder, die Paul und Anna heißen, sondern auch Elif, Mustafa oder Zeynep. Viele deutsch-türkische Familien sind im Moment jedoch in großer Sorge um die Türkei.

Was ist passiert?

Es war Freitagabend, als plötzlich Panzer durch die Straßen der türkischen Hauptstadt Ankara rollten. In Istanbul, der größten Stadt der Türkei, sperrten Panzer und Soldaten die Brücken über die Bosporus-Meerenge. Über den Dächern kreisten Hubschrauber. Düsenjets flogen so tief, dass in einigen Häusern die Fensterscheiben zersprangen. Auch Schüsse waren zu hören. Nach und nach wurde klar, was da vor sich ging: Das Militär versuchte, die Macht im Land zu übernehmen. Einen solchen Aufstand nennt man "Putsch". Es wurde eine schlimme Nacht für die Menschen in der Türkei. Der Putsch war zwar nicht erfolgreich. Er war innerhalb von wenigen Stunden vorbei. Aber es kam zu Kämpfen zwischen denen, die putschen wollten, und denen, die dagegen waren. Viele Menschen starben, es gab Verletzte. Einige der Toten waren Soldaten oder Polizisten. Andere ganz normale Leute, die nichts mit dem Aufstand zu tun hatten. Die Menschen in der Türkei sind jetzt sehr verunsichert.

Was ist ein Putsch?

Von einem Putsch spricht man, wenn eine kleine Gruppe versucht, die Regierung oder den Präsidenten zu stürzen und danach selbst über das Land zu bestimmen. In der Türkei heißt der Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Ein mächtiger Mann, der viele Anhänger, aber auch viele Feinde hat. Gerade in der Armee waren viele unzufrieden mit seiner Politik.

Was passiert jetzt?

Grund zur Sorge gibt es immer noch. Die türkische Regierung hat den Ausnahmezustand verhängt, das heißt, dass die einzelnen Bürger nicht mehr die gleichen Rechte haben wie zuvor. Die Regierung kann jetzt zum Beispiel Demonstrationen verbieten lassen. Viele Menschen sind auch schon verhaftet worden, angeblich, weil sie mit den Putschisten unter einer Decke stecken. Ob das stimmt, weiß niemand genau. Es gibt viel Streit darüber, ob Erdoğan richtig reagiert. Immerhin sind sich die Menschen recht einig, dass der Putsch nicht in Ordnung war. Sie wollen nicht vom Militär regiert werden, sondern selbst wählen dürfen.

© SZ vom 23.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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