Tiere:Zum Schmusen

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Was zeichnet einen echten Freund aus? Er teilt mit einem, wenn man selbst nichts hat. Ratten machen das genauso. Sie wären also gute Freunde.

Von Dorothee Rengeling

Ratten fühlen sich am wohlsten, wenn sie mit möglichst vielen Verwandten und Bekannten zusammenleben. Dann ist es für sie wohlig warm und wuselig. Allerdings fressen Ratten für ihr Leben gern. Und wenn viele satt werden wollen, kann es auch mal knapp mit dem Futter werden.

Da kann es dann passieren: Eine Ratte findet etwas zu fressen, und die andere hat nichts. Muss die jetzt hungrig schlafen gehen? Oder gar verhungern?

Was würden Menschen jetzt machen? Zum Beispiel, wenn ein Teamkollege nach einem Fußballspiel seine Trinkflasche vergessen hat, alle anderen aber haben eine dabei?

Genau: Man ist freundlich und gibt dem Vergesslichen etwas von dem eigenen Getränk ab. Dazu sind gute Freunde schließlich da.

Ratten, diese sehr sozialen Tiere, machen das ganz genauso: Sie lassen sich gegenseitig nicht hängen. Sie handeln dabei aber nicht einfach nach Lust und Laune, das haben Rattenforscher mit richtigen Labortests herausgefunden. Sondern sie halten sich eisern an eine Regel: Gibt eine Ratte einer hungrigen von ihrem Futter ab, dann hilft ihr diese später auch, wenn der Fall mal andersherum liegt. Wie du mir, so ich dir.

Rattenforscher vermuten, dass die Tiere deshalb so erfolgreich durchs Leben gehen, weil sie alle aufeinander achten. Sie können sich sogar über mehrere Tage hinweg merken, wer gut zu ihnen war und wer nicht.

Wahrscheinlich sind sie auch deshalb nur schwer auszurotten. Einer für alle, alle für einen - das ist echtes Rattendenken.

Es gibt, bei den Ratten wie bei den Menschen, natürlich auch gemeine Artgenossen, denen nie in den Sinn kommt, den anderen etwas abzugeben. Solchen Kollegen gegenüber sind Ratten dann ziemlich konsequent: Wer mich hängen lässt, der kriegt auch nichts mehr von mir.

Nur nehmen und nichts geben? So läuft das leider nicht, Freunde. Auf diese Art findet man keine Verbündete - erst recht nicht unter Ratten.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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