Schule:Ding dang dong

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Unterricht ist das, was zwischen den Pausen stattfindet. Oder ist es umgekehrt? Ansichtssache. Die besten Schulstunden des Tages? Das sind auf jeden Fall die Pausen. Und so werden sie noch lustiger.

Von Ines Lutz

Der Gong ist die Erlösung. Endlich lehrerfrei, endlich Pause. Endlich machen können, was man will. Die meisten Schulen haben einen Drei- oder Vierklang, eine Dur-Tonfolge. Das sind Töne, die nicht traurig, sondern fröhlich klingen. Nimmt man die gesamte Schulzeit zusammen, hört jeder einzelne Schüler diesen Gong rund 10 000 Mal. Das ist oft. Und das prägt sich ein: Die meisten Menschen erinnern sich auch später sofort an ihre Schulzeit, wenn sie ihren alten Pausengong noch mal hören.

Vor rund hundert Jahren wurde noch mit der Hand geläutet. Auch der Pausenhof sah damals ganz anders aus. Da war oft nur ein viereckiger Hof aus Asphalt. Ohne Tischtennisplatten oder andere Spielgeräte. Und ohne Schulkiosk. Viele Kinder waren damals sehr arm und kamen mit leerem Magen in die Schule. Deswegen gab es das Recht auf Milch. Damit sich die Kinder konzentrieren konnten, bekam jedes Kind nämlich mindestens einmal am Tag eine Portion Milch. Spendiert von der Schule.

Die Schulpause hat sich seitdem sehr verändert. Heute ist in Deutschland alles genau geregelt. Zum Beispiel wie groß der Schulhof mindestens sein sollte. Pro Schüler sind es fünf Quadratmeter, etwas mehr als ein großes Elternbett. Wie der Pausenhof aussieht, ist überall unterschiedlich. Statt immer nur Asphalt kann das auch mal ein Wald sein, ein Sportplatz oder eine große Wiese. In Hamburg gibt es eine Schule, da ist der Pausenhof sogar auf dem Dach des Schulgebäudes. An manchen Schulen gibt es stille Pausen. Man kann dort in einen bestimmten Raum kommen, in dem nur geflüstert werden darf.

Doch was tun, wenn der Gong ertönt, die Pause endet? Am besten schreibt man dann eine Prüfung. Kein Witz. Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass man im Schnitt bessere Noten bekommt, wenn man eine Prüfung direkt nach der Pause schreibt.

Vielleicht lohnt es sich, den eigenen Schulgong aufzubewahren? Ihn zum Beispiel mit dem Handy aufzunehmen? Dann kann man später, wenn die eigene Schule vielleicht längst abgerissen ist, mit dem Geräusch eine Zeitreise machen: als Oma oder Opa hört man die Tonaufnahme und fühlt sich plötzlich wie ein Schulkind auf dem Weg zum Pausenhof.

Brotzeit machen, Hausaufgaben abschreiben, Fußball spielen. In der Pause macht jeder, was er will. (Foto: Hans Blossey/imago)
© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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