Sack Reis:Richtigstellung

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Die Chinesen haben den schönen Brauch, zum Ende ihres Jahres hin alle losen Enden zusammenzuknüpfen. Das soll auch hier geschehen. "Wird auch Zeit", grummelt der Panda auf dem Sofa. Er wedelt mit einem zerkrumpelten Stück Papier. "Leserbrief'", zischt er.

Von Kai Strittmatter

So. Vorbei. Deckel drauf. Grube ausheben und tief vergraben, dieses Jahr. Was bleibt? Zum Beispiel die überraschende Erkenntnis, dass man vom Gipfel des Zuckerhuts einen traumhaften Panoramablick hat über das Wiesenttal bei Ebermannstadt, worauf mich Leser H. P. Fritsch aus Forchheim schon vor Monaten hinwies, ohne dass dieses Faktum bislang zu seinem Recht gekommen wäre. Die Chinesen haben den schönen Brauch, zum Ende ihres Jahres hin alle losen Enden zusammenzuknüpfen. Offene Rechnungen zu begleichen. Versäumtes nachzuholen. Ich fang damit jetzt auch einfach mal an. "Wird auch Zeit", grummelt der Panda auf meinem Sofa. Er wedelt mit einem zerkrumpelten Stück Papier. "Leserbrief", zischt er. "Eben aus dem Briefkasten gefischt." - "Nicht du", sage ich. "Erst Brasilien".

Also. Richtigstellung. Ich, der unterzeichnende Autor, bitte um Kenntnisnahme folgender Ergänzungen zur Kolumne "Das Wetter in Brasilien" (SZ vom 23. Juli 2016).

1. In der Kolumne heißt es, das Wetter in 24217 Brasilien, Landkreis Plön, deutsche Ostseeküste, sei vorwiegend "nicht heiß", dafür aber "gut fürn Teng", die Brasilianerinnen hätten allesamt feinen "Sprühregenteng". Dazu erkläre ich: Der Teng von Tante H. ist keineswegs dem Wetter geschuldet, der liebliche Schimmer güldener Pfirsiche ist ihr vielmehr angeboren. Des Weiteren schien vor meiner Abreise zwei volle Tage am Stück die Sonne, ebenso am 16. Juli abends zwischen 18.30 und 18.45 Uhr.

"So", ruft der Panda. "Jetzt aber!" Das Blatt zwischen seinen Tatzen segelt auf meinen Schreibtisch. Ich tippe weiter.

2. Der in Brasilien übliche Gruß "Moin" leitet sich nicht ab vom Wort "Morgen", sondern - der Dank geht an Leser E. Voget aus Aurich - von plattdeutsch "moi", was "schön" bedeutet. Der Brasilianer grüßt also, anders als in der Kolumne nahgelegt, nicht deshalb von morgens bis abends mit "moin", weil er sich stets eben erst der Dunkelheit entstiegen wähnt, sondern weil er es vielmehr den lieben langen Tag nicht fassen kann, wie herrlich alles um ihn herum ist.

Ich, der unterzeichnende Autor erkläre ferner, dass obige Richtigstellung allein meinem Gewissen und meinem Bemühen um objektive Berichterstattung entspringt und keineswegs den Drohungen von Erbtante H. mit nicht unwesentlichen Besitztümern in Brasilien.

Jetzt spüre ich heißen Pandaatem in meinem Nacken, dazu ein Knurren. "Lies!" Ich nehme den in verdächtig krakeliger Schrift geschriebenen Zettel und lese halblaut im Duett mit dem Panda hinter mir einen Brief von einem "besorgden lehser", der frägt, warum ich immer "auf den ßüsen pandas rumhakke". Hä? Ach so, buchstabiere ich nach einer Weile: "den süßen Pandas". "Genau!", grunzt der Panda zufrieden.

Dazu stelle ich fest: Pandabären gibt es nicht. Sie sind eine Erfindung der Kommunistischen Partei, ausgedacht zum Zwecke der gnadenlosen Verniedlichung ihres Reiches, ersonnen zur automatischen Ausschaltung aller kritischen Kapazitäten beim Blick auf China.

Der Panda verpasst mir eine mit der Linken. "Hej", brülle ich. "Wenn du das noch mal machst, nehme ich dich nicht mit rüber ins neue Jahr." - "Hej", brüllt der Panda. "Wenn du so weitermachst, dann lass ich dich erst gar nicht rüber." Er packt mich und hebt mich in dieeeeeeee...

teßt teßt teßt. liebe lehser. pandas sind nicht erfonden. sie sind ßüs. 2017 wird super. In echt!

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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