Politik:Krach machen

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Die Präsidentschaftskandidaten in Amerika veranstalten gerade eine Art Redewettbewerb im Fernsehen. Die Regeln dafür kann jeder lernen.

Von Johan Schloemann

Da steht einer in der Schule vor seiner Klasse und soll etwas erzählen. Alle hören zu. Und er? Er kriegt feuchte Hände, er stottert, und er weiß nicht mehr, was er sagen wollte. Man hört nur noch ein bisschen "Äh" und "Öh". Dann wird er rot im Gesicht und stumm wie ein Fisch - und die ganze Klasse lacht.

Das heißt dann Lampenfieber oder Black-out. So muss das aber gar nicht sein, wenn man vor vielen Leuten steht und redet. Man kann das nämlich üben. Beim ersten Mal ist man noch fürchterlich aufgeregt. Aber wer immer wieder redet, dem ist es irgendwann auch nicht mehr peinlich. Der hat keine Angst mehr und denkt nur noch an das, was er sagen will.

Deswegen ist es in der Schule besser, wenn nicht immer nur der Lehrer redet, sondern auch die Schüler etwas präsentieren oder über etwas diskutieren. Das passiert heute auch schon in vielen Klassenzimmern in Deutschland. Aber in England und Amerika lernen es die Kinder noch viel mehr und viel besser. Da muss jedes Kind vor einer großen Gruppe eine Rede halten, so oft, bis er oder sie keine Angst mehr davor hat.

In vielen Schulen in England und Amerika geht man zum Beispiel vor dem Unterricht in eine Versammlung. Und zwar nicht nur eine Klasse, sondern alle Klassen der ganzen Schule. Zu dieser sogenannten assembly kommt man bei manchen Schulen einmal in der Woche zusammen, bei anderen sogar jeden Morgen.

In der Versammlung singen oft zuerst alle zusammen ein Lied. Dann sagt der Schulleiter irgendwas, das alle wissen sollen. Und dann ist ein Schüler an der Reihe: Er muss allen anderen etwas erzählen. Vielleicht erzählt er das Beste, was er am Wochenende erlebt hat, oder von einem Klassenausflug letzte Woche. Und die ganze Schule hört zu. Da darf man natürlich nicht zu leise sprechen, damit einen alle hören. Das gehört zum Redenlernen dazu.

In England und Amerika gibt es an den Schulen sogar richtige Debattier- Klubs oder Debattier-Übungen. Debattieren heißt sich streiten. Aber so streiten, dass man den anderen erst mal ausreden lässt. Wenn man eine ganz andere Meinung hat und es blöd findet, was der andere sagt, dann fängt man trotzdem nicht an zu schreien oder sich zu prügeln. Lieber versucht man, besser zu reden als der andere.

Im Debattier-Klub erklärt ein Junge zum Beispiel, warum er findet, dass man Autos verbieten sollte. Dann gäbe es auf den Straßen nur noch Fahrräder, Fußgänger und Busse. Dann hält ein Mädchen eine Rede und sagt, warum es ohne Autos gar nicht geht. Wenn beide fertig sind, stimmen alle anderen ab und entscheiden, wer von den beiden besser geredet hat. Und wer schon mal bei so einem Debattieren gewonnen hat, der hat garantiert keine Angst mehr vorm Reden.

Wer kann mehr Menschen überzeugen: Hillary Clinton oder Donald Trump? (Foto: Brendan Smialowski/AFP; Shawn Thew/dpa)
© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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