Philosophischer Alltag:What's App, Mama?

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"What's App, Mama? Warum wir Teenager den ganzen Tag online sind - und warum das okay ist" von Robert Campe (Eden Books, 224 Seiten, 14,95 Euro) (Foto: N/A)

Ein 16-jähriger Autor erklärt das Medienverhalten seiner Generation. Eigentlich soll das Werk Erwachsene beruhigen. Aber schafft es das wirklich?Unser 17-jähriger Praktikant hat sich das Buch angesehen und beantwortet diese Frage.

Von Johann Aschenbrenner

Eine desinteressierte, elektronikabhängige Generation! Eltern, die sich in dieser Meinung bestätigt wissen wollen, sollten das Buch lesen - obwohl "What's App, Mama?" das Gegenteil bewirken will. Eigentlich soll das Buch nämlich Erwachsene beruhigen. Der Autor, Robert Campe, ist 16 Jahre alt und geht in Hamburg zur Schule. Vor gut einem Jahr hat er als Praktikant des Medienmagazins Meedia einen Artikel über die Apps, die er selber nutzt, geschrieben. Der Artikel bescherte ihm mehr als 100 000 Klicks. So kam es dann, dass Eden Books ihn kontaktierte und er jetzt Buchautor ist.

Im Klappentext heißt es: "Robert Campe verrät, wie und wo er und seine Freunde online unterwegs sind - und warum das kein Grund zur Sorge ist." Bei der Lektüre wird jedoch klar: Roberts Eltern sollten sich Sorgen machen. Campe zeichnet das Bild einer jungen Generation, die desinteressiert und medienfixiert vor sich hinlebt.

So zieht es sich durch das Buch hindurch. Zunächst einmal die These, dass die "ältere Generation" quasi in der Steinzeit lebt. Gleichzeitig schimmert keine Spur von Selbstironie hindurch. Und dann eben dieser Stolz auf die eigene Blödheit: 24 Stunden am Tag erreichbar sein, offenbar ist das eine tolle Sache. Überhaupt könnten Teenager ohne Smartphone gar nicht überleben. Dass so ein Gerät einen von allem anderen abhält, nämlich Lesen oder Unterhaltungen mit real existierenden Menschen, scheint Campe nicht zu interessieren. Der typische Teenager brennt für nichts mehr als für das allerneuste und teuerste Handy. Nach zwei Jahren hätten Smartphones schon das "Greisenalter" erreicht. Dabei vergisst er wohl, dass nicht alle Jugendlichen wie er im schicken Hamburg-Eppendorf zur Schule gehen und sich alle zwei Jahre ein sündhaft teures Smartphone kaufen können. Campe arbeitet alle sozialen Netzwerke ab und erklärt, wie sie funktionieren. Für jemanden, der noch nie mit Social Media zu tun hatte, mag das hilfreich sein, auch wenn sich das mitunter allerdings mühsam liest. Hinlänglich schildert der Autor zudem seinen eigenen digitalen Alltag - und spätestens da ist man versucht, sein Smartphone aus der Tasche zu ziehen und sich anderweitig zu beschäftigen.

Campe versucht, in einem Kapitel Eltern zu beruhigen, die Angst vor Cybermobbing oder der Verletzung der Privatsphäre haben. Zunächst einmal: Alles halb so schlimm, klar! In seinem Umfeld sei so etwas wie Cybermobbing sowieso nicht so richtig vorgekommen. Nur die eine Sache, ach ja, wo ein Oben-ohne-Foto von einem Mädchen seiner Schule kursierte. Aber sie habe keinen echten Schaden genommen, von daher: Schwamm drüber! Außerdem habe er auch noch nie erlebt, dass jemand durch so etwas seinen Ruf verloren habe. Man erinnere sich nur an Amanda Todd. Im Jahr 2012 nahm sich die damals 15-jährige Kanadierin das Leben. Die Geschichte ging durch alle Medien. Sie war wegen eines Busen-Fotos gemobbt worden. Zu der Zeit las der Buchautor aber wohl noch keine Zeitung, sondern saß vor seiner Playstation . . .

© SZ vom 25.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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