Kriminalität:Aber sicher

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Manche Leute haben Angst. Davor, ausgeraubt zu werden, oder vor Gewalt. Sie glauben, dass es in Deutschland heute mehr Verbrechen gibt als früher. Haben sie recht?

Von Jan Bielicki

Zwei 14-jährige Mädchen hatten vor Kurzem beim Schwimmen in einem Münchner Bad ein unschönes Erlebnis. Drei Burschen grapschten ihnen an den Po und an die Brüste. Das muss sich kein Mädchen und auch kein Junge gefallen lassen. Die beiden riefen den Bademeister, der holte die Polizei, und die nahm die drei Burschen erst einmal mit auf die Wache. Denn wenn ein älterer Junge oder gar ein Erwachsener so etwas tut, dann ist das eine Straftat. Die drei aus dem Schwimmbad haben eine Anzeige bekommen und werden wohl bestraft.

Der Vorfall stand groß in den Zeitungen. Aber das liegt vor allem daran, dass die drei Grapscher junge Flüchtlinge aus Afghanistan sind. Seit Neujahr reagieren viele Leute sehr empfindlich, wenn an solchen Taten Flüchtlinge beteiligt sind. Denn in der Silvesternacht haben in Köln und in anderen deutschen Städten Banden von jungen Männern Hunderte Frauen angegriffen, beklaut, begrapscht, manche sogar ausgezogen. So viele schlimme Übergriffe auf Frauen in einer Nacht hat es in der Bundesrepublik vorher noch nicht gegeben. Und als Täter hat die Polizei vor allem junge Flüchtlinge im Verdacht, die aus Nordafrika gekommen sind.

Seit Silvester haben darum viele Deutsche Angst. Sie kaufen sich Pfefferspray oder sogar Schreckschusspistolen. Viele Leute fürchten, dass es in Deutschland gefährlicher wird, weil so viele Flüchtlinge kommen. Sie denken, dass viele dieser Flüchtlinge kriminell sein könnten. Dafür gibt es aber keine Anzeichen.

Die Polizei zählt jedes Verbrechen, das bei ihr angezeigt wird. Nach diesen Zahlen ist Deutschland sogar viel sicherer als vor zwanzig Jahren. Damals hat die Polizei noch viel mehr Straftaten gezählt als jetzt. Gerade schwere Verbrechen wie Mord und Totschlag kommen immer seltener vor. Auch genauere Rechnungen der Polizei führen zu dem Ergebnis: Die meisten Flüchtlinge halten sich ebenso an die Gesetze wie die meisten Deutschen. Und von denen, die das nicht tun, werden die meisten beim Schwarzfahren oder beim Ladendiebstahl erwischt. Das ist auch verboten, aber kein gefährliches Schwerverbrechen.

Doch wie unter den Deutschen gibt es auch unter den Flüchtlingen nicht nur brave Leute. "Da kommen natürlich auch Strolche", sagt Ulf Küch. Er ist Chef der Kriminalpolizei in Braunschweig. Dort gibt es eine Gruppe von Polizisten, die sich nur um kriminelle Flüchtlinge kümmert. Auch sie haben gesehen: Die meisten Flüchtlinge tun nichts Böses. Aber einige wenige begehen besonders viele Straftaten.

In manchen Städten haben sich Banden aus jungen Männern gebildet, die schon vor einiger Zeit aus Nordafrika nach Deutschland gekommen sind. Hier klauen sie Handys und Geldbeutel aus den Taschen anderer Leute oder lassen aus Geschäften in großen Mengen teure Waren mitgehen. Der Oberpolizist Küch ist aber überzeugt, dass die Polizei das in den Griff kriegen kann. Fürchten jedenfalls muss man sich nicht. Deutschland ist nicht der Wilde Westen. Eine Waffe braucht hier niemand.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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