Ein gedeckter Tisch. Er sitzt bereits, hält vergeblich Ausschau nach dem sonst üblichen Brotkorb. Auf dem Herd brutzelt etwas Fleischloses in der Pfanne. Sie füllt eine undefinierbare Flüssigkeit aus dem Mixer in zwei Gläser und stellt eines davon vor ihm ab.
Er: Was soll das denn sein?
Sie: Was Gesundes. Trink!
Er: Bist du verrückt? Das ist grün!
Sie: Das ist Weizengrassaft, der gehört so.
Er: Nie im Leben trinke ich so was, ich bin doch keine Kuh.
Sie ( leert ihr Glas in einem Zug): Jetzt probier doch erst mal, bevor du wieder meckerst. Schmeckt gar nicht so übel.
Er: Wenn ich das trinke, fange ich sogar ganz sicher an zu meckern. Oder zu muhen.
Sie: Du hast es doch noch gar nicht versucht!
Er: Muss ich auch nicht. Was so aussieht, kann nicht schmecken.
Sie: Dafür ist es gesund.
Er: Ich bin gesund. Willst du unbedingt, dass ich Magenprobleme bekomme?
Sie: Wie kann man sich nur so anstellen! ( Packt sein Glas, trinkt, muss kurz absetzen und trinkt den Rest tapfer aus). Aaah - lecker!
Er: Da wird einem ja schon vom Zuschauen schlecht.
Sie (hält sich die Hand vor den Mund, muss aufstoßen): Dann iss wenigstens das hier - hab ich ganz frisch gemacht! ( Sie holt die Pfanne vom Herd und lässt auf jeden Teller zwei Gemüsetaler rutschen.)
Er: Da sind Zucchini drin. Du weißt, ich hasse Zucchini.
Sie: Aber Zucchini sind ideal für eine gesunde Ernährung. Außerdem hat ein Kilo nur 190 Kalorien!
Er: Glaubst du im Ernst, ich würde ein Kilo Zucchini essen? Da ess ich ja lieber gar nichts. Und spar mir die 190 Kalorien auf für eine Halbe Bier.
Sie: Oh Mann, du bist einfach ein hoffnungsloser Fall.
Er: Was soll das überhaupt, wozu plötzlich dieses ganze Kaninchenfutter?
Sie: Wegen der Bikinifigur. In drei Wochen fliegen wir in den Urlaub, bis dahin müssen ein paar Kilos runter.
Er: Seit wann trage ich Bikini? Und wie kommst du dazu, meine Ernährung umzustellen, ohne mich zu fragen?
Sie: Weil das gesund ist. Und schlank macht. ( Besorgt legt sie sich die Hand auf den Bauch, hält inne und lauscht dem vernehmlichen Gurgeln)
Er: Glaubst du wirklich, dass dir dein Bikini besser passt, wenn du mich auf Gras und Grünzeug setzt?
Sie: Nein, aber vielleicht passt dir dann deine Badehose wieder.
Er: Na hör mal! Die passt mir sehr wohl.
Sie: Ja. Morgens. Vor dem Frühstück. Im Stehen.
Er: Na und? Dann kauf ich mir eben eine neue.
Sie: Genau so beginnt es! Das ist der Anfang vom Ende: die Selbstaufgabe, das Sichgehenlassen.
Er: Ich finde, du übertreibst. ( Geht kurz raus, stellt sich seitlich vor den Spiegel. Kommt wieder rein.) Na gut, ich kann ja die fette Wurst für ein paar Tage weglassen.
Sie ( heftet ihren Blick auf seine Plauze): So so.
Er ( zieht entnervt den Teller mit den Zucchini-Talern zu sich her): Also gut. Gib schon her. Oh Mann, um das runterzuspülen, brauch ich aber mindestens ein Bier!
Sie ( hält sich plötzlich die Hand vor den Mund, verlässt in gekrümmter Haltung die Küche und verschwindet ins Bad): Ich ... äh ... komme gleich wieder!
Er ( schiebt den Teller wieder von sich) : Siehst du? Ich wusste es: Das grüne Schlabberzeug macht krank.
Sie ( kehrt nach zehn Minuten zurück und lässt sich, etwas blass um die Nase, auf den Stuhl sinken): Ich glaub, jetzt brauch ich einen Magenbitter.
Er ( steht auf, holt zwei Schnapsgläser aus dem Schrank): Gute Idee, ich genehmige mir auch einen. Wie wär's mit Kräuterschnaps - wegen der Vitamine?
Sie ( schaut ihn strafend an): Haha. Sehr witzig. Oh Mann, so wird das nie was mit unserer Diät.
Er: Das geht schon in Ordnung, schließlich haben wir uns zwei Portionen Zucchinitaler gespart. Da können wir glatt noch einen trinken. Prost - auf deine Bikinifigur!