Hometrainer (5): Der Bauch-Rücken-Trainer:Morgen. Ganz bestimmt.

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Wer sich einen Heimtrainer bestellt, bekommt nicht nur Muskeln, sondern auch einen Haufen Selbsterkenntnis frei Haus mitgeliefert.

Violetta Simon

So heißt es: Instant Gym Vario von Kettler Das ist es: Trainingsbank für Bauch-Rückenübungen sowie Kurzhanteln Das soll es: Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur ermöglichen

Schön verkeilt: Bei Rückenübungen kommt es vor allem auf die richtige Technik an. (Foto: Foto: Kettler)

Seit der Heimtrainer die Schwelle meiner Wohnungstür überschritten hat, habe ich einige Dinge über mich gelernt. Das heißt: Eigentlich begann es bereits vor der Schwellenüberschreitung. Mein Mann rief mich an und fragte mich, wieso unsere Wohnungstür von einem Monsterpaket verbarrikadiert sei: "Das hast du doch sicher nicht bestellt. Oder?" Seitdem weiß ich, dass ich an meiner Kommunikation arbeiten muss. Ich hatte doch glatt vergessen, es ihm zu sagen.

Nachdem der Heimtrainer hineingeschleppt worden war, verbrachte er zehn Tage - aufrecht stehend im Karton - in unserem Flur. Seitdem weiß ich, dass mein Mann nicht der Typ ist, der die Ärmel hochkrempelt und sagt: "Ich schraub' das jetzt mal zusammen." Und dass ich es ebenfalls nicht bin.

Eines Abends dann stand das Ding schließlich doch zusammengebaut in unserem Wohnzimmer. Einerseits freute ich mich darüber. Andererseits hatte ich nun keine Ausrede mehr. Dennoch stand der Heimtrainer erst einmal weitere zehn Tage herum. Und verschaffte mir damit eine weitere schmerzende Selbsterkenntnis: Ich bin ein faules Stück. Erst die Anwesenheit dieses Gerätes brachte es ans Tageslicht.

Immerhin, der Heimtrainer erfüllte nun zu 50 Prozent seine Bestimmung. Er stand in unserem Heim. Wenn auch nicht als Trainer. Das Ding wurde in den darauffolgenden Tagen für alles Mögliche genutzt: als Kleiderablage. Als Sitzgelegenheit vor dem Computer. Als Turngerät. Allerdings nur von unserem vierjährigen Sohn. Er liebte den Bauch-Rückentrainer dafür, dass er nun eine Ausrede für die morgendlichen Trödeleien hatte: "Ich muss mich erst noch fitturnen, dann komm' ich!"

Irgendwann konnte ich der vorwurfsvollen Ausstrahlung des Heimtrainers immer seltener standhalten. Ich schob, im Vorbeigehen, ein paar Rückenübungen ein. Wenn ich ihn am PC als Sitzbank benutzte, legte ich mich zwischendurch auf den Rücken und absolvierte einen Schwung Sit-ups.

Irgendwann hatte er mich. Ich machte mich hübsch für ihn. Besuchte ihn im Gymnastik-Outfit und Träger-Shirts. Anschließend verdrehte ich mir den Hals beim Versuch, einen Erfolg an meinem Rücken festzustellen. Ob die Muskeln zwischen den Schulterblättern schon vorher da waren, kann ich nicht sagen. Ich war ja nie auf die Idee gekommen, sie zu suchen. Ich schreibe sie jetzt mal meiner Disziplin zu.

Helfer im Haushalt

Abgesehen von seiner sportlichen Seite eröffnete das Gerät weitere entzückende Vorteile: Bei den Sit-ups stellte ich aufgrund der Rückenlage fest, dass die Lampe an der Decke aus ihrer Verankerung gerutscht war. Also benutzte ich die Rückenbank kurzerhand als Steighilfe und pfriemelte das Ding an seinen Platz zurück.

Nicht zuletzt aus diesem praktischen Aspekt heraus sind wir zusammengewachsen, der Heimtrainer und ich. Wie eine Glühbirne an der Decke einer neu bezogenen Wohnung wurde er allmählich unsichtbar und wirkt nicht mehr wie ein Fremdkörper. Eher wie ein Möbelstück.

Zwar animiert seine starke Präsenz (Aufstellmaße: 145 x 60 x 110 Zentimeter) nach wie vor dazu, den inneren Schweinehund zu überwinden. Wer sich davon jedoch zu sehr unter Druck gesetzt fühlt, kann jederzeit den innovativen Faltmechanismus des Gerätes nutzen - und es in zusammengeklapptem Zustand hinter der Tür verschwinden lassen.

Einige der Übungen, wie zum Beispiel Sit-ups oder Hanteltraining, könnte man ohnehin woanders als auf der gepolsterten Bank durchführen. Zumal es etwas umständlich ist, sich für die Bauchübungen rücklings auf die lange Bank zu schieben und die Beine auf die Stufe zu legen, ohne seitlich herunterzufallen. Gerade größer gewachsene Herren dürften Schwierigkeiten haben, sich fachgerecht zu platzieren, ohne dabei den Kopf hängen zu lassen.

Andererseits: Um seine Rückenmuskulatur zu piesacken, kann man sich nirgendwo so schön verkeilen, wie zwischen den zwei schwarzen Hartgummirollen und dem orangefarbenen Polster. Jedes Auf und Ab bringt einen näher ans Ziel, und nach kurzer Zeit empfindet man sogar Freude an dem ziehenden Schmerz, der einem sagt: Noch dreimal, dann besitze ich einen Rücken wie Britta Steffen. Oder aber auch: Noch dreimal, dann verliere ich das Bewusstsein. Hat man vorne und hinten alles richtig gemacht, verläuft der Muskelkater rund um den Rumpf und runter bis zum Po.

An dieser Stelle sei gesagt, dass es gerade bei Rückenübungen auf eine korrekte Durchführung ankommt. Sonst weiß man am nächsten Tag nicht, ob die Schmerzen neben der Wirbelsäule ein Zeichen für den gewünschten Trainingseffekt sind - oder man sich stattdessen einen Nerv eingeklemmt und einen Wirbel verschoben hat.

Fazit: Egal, ob zu Hause auf dem Instant Gym, im Studio oder irgendwo auf dem Boden: Wer ein beeindruckendes Muskelspiel unter seine Haut zaubern will, braucht in erster Linie Disziplin. Je nach Körperfettanteil und Veranlagung zum Muskelaufbau bedanken sich Rücken und Bauch dann schon sehr bald mit einer wunderbar definierten Oberfläche. Und nicht vergessen: Nur wer dranbleibt, wird sie behalten.

Preis: ca. 238 Euro, drei Jahre Garantie. Bestellmöglichkeiten: http://www.sportolino.de

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