Frühstück:Genuss beginnt am Morgen

Lesezeit: 4 min

Fällt das Stichwort "Gourmet", so denkt man in der Regel nicht ans Frühstücken, sondern an Abendessen bei Kerzenschein in Sterne-Restaurants. Warum nur?

Franz Kotteder

Das mutet auf der einen Seite merkwürdig an, denn die Erkenntnis, dass der Start in den Tag enorm wichtig ist für das körperliche Wohlbefinden, ist eine Binsenweisheit, und warum sollte sich ausgerechnet ein erklärter Feinschmecker dann mit Buttertoast und Filterkaffee zufrieden geben? Auf der anderen Seite gibt es natürlich eine ganz einfache Erklärung für den geringen Aufwand, den selbst Gourmets bei der ersten Mahlzeit des Tages betreiben: Bequemlichkeit. Denn natürlich sind allerlei Raffinessen denkbar bei der Frühstückszubereitung, die dann auch hohen kulinarischen Genuss versprechen.

Toast ist nicht gleich Toast: Der Grad der Bräune ist eine Genussfrage. (Foto: Foto: iStockphotos)

So gibt es zum Beispiel ein sicherlich schönes Frühstücksrezept von Heinz Winkler, jahrzehntelang unumstrittener Dreisterne-Koch (erst in der neuesten Ausgabe des Michelin wurde er auf zwei Sterne zurückgestuft) aus Aschau im Chiemgau. Es beginnt mit den Worten: "Hummer (mit dem Kopf voraus) in reichlich heißem Wasser circa 6 bis 8 Minuten abkochen, herausnehmen und das Fleisch ausbrechen". Es reicht immerhin für vier Personen und trägt den verheißungsvollen Titel: "Trüffelrührei mit Hummer".

Da hapert es dann freilich selbst in besser bestückten Haushalten bei den Zutaten: Wer hat schon immer gleich Hummer und Trüffel zu Hause? Die meisten von uns sind schließlich schon froh, wenn sie nicht vergessen haben, dass die Milch am Vortag ausgegangen ist. Und die wenigsten, auch nicht die ambitioniertesten Hobbyköche, haben morgens so viel Muße, sich eine Stunde lang in die Küche zu stellen, um ein wirklich opulentes Genuss-Frühstück mit allen Schikanen nach allen Regeln der Kunst zu zaubern. Denn dazu braucht es ja dann eigentlich schon wieder ein kleines Frühstück vorneweg - oder aber Hauspersonal, das diese Dinge für einen erledigt.

Kulinarische Kultur hat mit Luxus nichts gemein

Alles also wenig praktikabel für Menschen, die morgens nicht gerade Zeit im Überfluss haben oder aber ihre Weihnachtsgeschenke für die Verwandtschaft nicht bei der Schnäppchenjagd auf Millionärsmessen erstehen können.

Freilich: Darum geht es auch gar nicht. Die Feinschmeckerei hat ja prinzipiell weniger mit finanziellem oder anderem Aufwand zu tun, sondern schlichtweg mit Geschmack (wie der Name bereits sagt), und mit Genuss, dem eine allzu große vorausgehende Anstrengung meist eher abträglich ist. Und, wie August F. Winkler in seinem Standardwerk "Frühstück - Das Fenster zum Tag" (B 3 Verlag, 256 Seiten) schreibt: "Kulinarische Kultur hat mit Luxus nichts gemein.

Nicht das Geld macht den Gourmet, sondern die innere Einstellung sowie die Bereitschaft, dafür etwas Zeit zu opfern und Liebe zu investieren". Winkler sagt auch: "Die Güte des Frühstücks korrespondiert mit der Wertigkeit der Zutaten". Kaviar, Austern und Trüffel seien schon in Ordnung, wenn man's hat, aber keineswegs der Weisheit letzter Schluss: "Nicht weniger glücklich ist der praktizierende Gourmet freilich, wenn ihm ein liebevoll gekochtes Spiegelei serviert wird".

Mit anderen Worten: Man kann auch aus einfachen Dingen mit relativ wenig Aufwand und etwas Raffinesse ein Gourmetfrühstück zaubern. Wie so häufig in der Kunst des Kochens geht es dabei keineswegs um die Fülle exotischer Zutaten oder um besonders gefinkelte Zubereitungsarten. Meistens genügt es schon, Wohlbekanntes anzureichern durch überraschende Varianten oder neue Komponenten, die den Geschmack oft nur geringfügig abwandeln, aber gerade dadurch einen ganz besonderen Genuss ermöglichen. So ist er halt der Mensch, und auch der Gourmet: Selbst vertraute Gerichte werden plötzlich zur Delikatesse, wenn ein entscheidendes Detail dazu kommt. Das ist auch mit einer der Gründe, warum die Rindsroulade nirgends so gut schmeckt wie bei Muttern - Mama macht sie eben ein kleines bisschen anders als alle anderen.

Ohne Milch geht morgens nichts

Am Beispiel eines Lebensmittels, das in irgendeiner Form als Grundzutat in nahezu jedem Frühstück vorkommt, soll kurz gezeigt werden, wie sich Wohlfühlen, gesunde Ernährung und Genuss perfekt verbinden lassen: der Milch. Ob als Joghurt, Käse, Kaffeesahne, Kefir oder ganz einfach nur als Getränk - ohne Milch geht morgens nichts. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist das ohnehin sehr sinnvoll.

Der Körper benötigt Milcheiweiß für den Aufbau und die Erneuerung von Muskeln und Organen; das Milchfett ist ein leicht verdaulicher Energiespender und Träger von fettlöslichen Vitaminen. Milchzucker wirkt positiv auf die Darmflora und fördert die Aufnahme von Kalzium - dieser Mineralstoff sorgt für einen gesunden Aufbau von Knochen und Zähnen. Auch die anderen in der Milch enthaltenen Mineralstoffe wie Magnesium, Jod und Zink sind wichtig für den Organismus und die Immunabwehr. Und weil Milch auch noch Aminosäuren wie Tryptophan enthält, sorgt sie auch für die Stimmung. Denn Tryptophan ist für die Produktion des Hormons Serotonin zuständig, das dafür sorgt, dass wir uns wohlfühlen.

Es gibt also genügend Gründe dafür, den Tag mit diversen Milchprodukten zu beginnen. Und diese wiederum lassen sich raffiniert verfeinern - mit Früchten aller Arten, Gewürzen und Kräutern. Beispielsweise.

Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt, und auf der nächsten Seite haben wir drei Rezepte, die dafür Anregungen geben sollen, wie man aus Milch, Joghurt und anderen Milchprodukten kleine Gourmet-Erlebnisse machen kann, ohne dafür eine Ewigkeit in der Küche verbringen zu müssen. Auch in diesem Fall gilt der alte Grundsatz: Abwechslung macht Freude, und Experimentieren macht Spaß. Wer sich auch dabei nicht übernimmt und nicht vom Ehrgeiz getrieben ist, schon morgens fünf ausgefeilte Gänge auf den Tisch bringen zu müssen, der wird den Tag entspannt und genussvoll beginnen. Und dafür genügt dann oft schon ein Teil-Stück vom Frühstück, das ein bisschen ausgefallener geraten ist.

Avocado mit Crème fraîche und Nordseekrabben Die Avocados halbieren und vorsichtig den Kern entfernen. Mit ewas Zitronensaft beträufeln, damit sie nicht so schnell braun werden. Crème fraîche mit etwas Zitronensaft und den Nordseekrabben verrühren, pfeffern und salzen.

(Foto: N/A)

Zutaten für 4 Personen: 2 reife Avocados 2 Becher Crème fraîche Nordseekrabben Saft einer Zitrone Pfeffer und Salz

Kefir-Lassi mit Paprika Ingwer schälen und fein reiben oder hacken. Salz, Zucker und Ingwer in einem Mörser oder im Blitzhacker zu einer feinen Paste verarbeiten. Kefir, Joghurt, Ingwerpaste, 200 ml Wasser und die Gewürze mixen. Abschmecken und kühl stellen. Paprika waschen und halbieren, Stielansatz und Kerne entfernen. Das Fruchtfleisch in kleine Rauten oder Quadrate schneiden und abwechselnd auf Cocktailspießchen stecken. Den Shake noch einmal schaumig mixen, in Longdrinkgläser füllen und mit Paprikaspießen und Thaibasilikum garnieren.

Zutaten für 4 Personen: 1,5 cm Ingwerwurzel 1/2 TL Salz 1 TL Zucker 500 ml Kefir 250 g Joghurt 1 TL Kurkumapulver 1 TL mildes Currypulver 1/2 rote Paprika 1/2 gelbe Paprika 1/2 grüne Paprika 1/2 Bund Thaibasilikum

Fitness-Cocktail Alle Beeren waschen; einige schöne Heidelbeeren oder Johannisbeer-Rispen für die Garnitur aussuchen. Diese Heidelbeeren auf Cocktailspießchen stecken und zugedeckt beiseite stellen. Himbeeren verlesen, Erdbeeren ent - kelchen. Apfel und Birne schälen, vierteln, Kerngehäuse entfernen.

Die Früchte in Stücke schneiden. Banane schälen. Alle Früchte mit Molke und Honig mixen und eventuell durch ein Sieb passieren um die Kerne zu entfernen. Den Fitness-Cocktail in große Cocktailgläser mit Eiswürfeln füllen. Mit den Heidelbeerspießen garnieren und mit Cocktailstrohhalmen servieren.

Zutaten für 4 Personen: 350 g Beeren nach Wahl (zum Beispiel Heidelbeeren, Johannisbeeren, Erdbeeren, Himbeeren) 1 Apfel 1 Birne 1 Banane 800 ml Molke 80 g Honig einige Eiswürfel

© Lesen Sie auf der nächsten Seite: Rezepte für einen frischen Start in den Tag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: