Das ist ein Fall von positivem Rassismus, ähnlich wie der Satz: "Schwarze haben Musik im Blut." Klingt nett, geht aber davon aus, dass sich alle Menschen mit einer gemeinsamen Eigenschaft, noch dazu oft einer optischen, ähneln. Wie absurd das ist, zeigt sich, wenn man andere Sätze versucht: Alle Brillenträger sind klug. Für Menschen, die Rassismus selbst nicht erleben und darum oft kein tiefes Verständnis davon haben, wie nachhaltig er das Leben einschränkt, ist positiver Rassismus erst recht schwer zu verstehen. Wer aber immer über seine Hautfarbe definiert wird (dazu gehört leider oft, dass man kriminalisiert wird, einen Job nicht bekommt, in Verdacht gerät, seine Kinder zu beschneiden, seine Frau zu schlagen, ein Drogendealer zu sein), dem geht es vielleicht auf den Keks, dass nun gerade er oder sie angeblich besonders schöne Kinder machen sollen, mit niedlichen Locken. Denn wenn sie größer werden, kriegen sie den Job nicht, also ist das eher bitter als süß. Da liegt ein langer Weg vor uns, und es liegt schon so ein langer Weg hinter uns, und vielleicht sind wir im Kreis gelaufen. Und es ist einfach sacknervtötend, jeden Tag wieder Rassismus erklären zu müssen, aber es hilft ja nichts, solange Menschen wegen Äußerlichkeiten privilegiert oder nicht privilegiert sind, sind Äußerlichkeiten ein heikles Thema. Auch für Komplimente.
Kirsten Fuchs ist Schriftstellerin und lebt mit Tochter, Mann und Hund in Berlin. Sie schreibt vor allem Kinder- und Jugendbücher, außerdem Theaterstücke und Romane. Ihr bekanntestes Buch ist die "Mädchenmeute". Fuchs steigt als Nachfolgerin von Kirsten Boie neu in das Familientrio ein.