Designer im Rampenlicht:Der Schöpfer kommt zum Schluss

Die eine winkt verlegen, andere stürmen auf den Catwalk oder beeindrucken das Publikum mit einem spontanen Spagat: Jeder Designer hat seine eigene Art, sich auf Schauen zu präsentieren. Die schönsten Beispiele.

Verena Stehle

Designer im Rampenlicht

Hallo, ich muss weg

1 / 7
(Foto: REUTERS)

Es ist Modewochen-Zeit, und fast amüsanter als die neue Mode ist der Moment, in dem der Designer am Ende des Defilees sichtbar wird. Diese Solo-Parts sind oft irre kurz; es bleibt wenig Zeit, um sich von der besten Seite zu zeigen. Emma Hill, Kreativdirektorin der Umsatzwunder-Marke Mulberry, wirkte bei ihrer Show in London verlegen wie eine Erstklässlerin bei der Einschulung. Winkt sie hier Kate Moss im Publikum zu? Oder ihren Erfolg ab? So viel Bescheidenheit kann nur eine Taktik sein. 

Designer im Rampenlicht

Echter Klassiker

2 / 7
(Foto: AFP)

Miuccia Prada ist von der alten Schule: Nicht nur, was das Modehandwerk betrifft, auch in der Disziplin, die wir hier sieben Mal sehen und die man im Englischen ganz pauschal "to take a bow" nennt, "sich verneigen". Und ja, die gebürtige Mailänderin deutet die Verbeugung hier nur noch an. Wir ahnen, wieso: Je tiefer die Verneigung, desto tiefer der Respekt. Und warum soll eine so weise Frau Respekt haben vor Hundertschaften frisch geschlüpfter Blogger in den vorderen Reihen? Also wirklich.

Designer im Rampenlicht

Der Flitzer

3 / 7
(Foto: AP)

Alexander Wang ist der Homeboy der Kritiker. Solange seine Mode, wie für Frühjahr 2012, aussieht, als sei sie für übercoole Kids gemacht, die nach der Schule BMX fahren und bei der alten Eiche hinter dem Basketballplatz kiffen. Und dieser Alex Wang stürmt nach Shows so übermütig auf den Catwalk, als wäre er höchstens acht, als stünden am Ende des Laufstegs nicht 200 Fotografen, sondern seine Mama, die ihm an der Straßenecke ein Softeis gekauft hat. Auch das ist Streetcredibility. Applaus.

Designer im Rampenlicht

Das Faltbild

4 / 7
(Foto: AP)

Faszinierend anzusehen auch immer der Auftritt von Designer-Duos. Zwei verhalten sich gerne wie eine gespaltene Persönlichkeit. Bei den Rodarte-Schwestern passiert das mehr auf geistiger Ebene; sie beenden die Sätze der jeweils anderen. Lazaro Hernandez und Jack McCullough (Bild) vom New Yorker Label Proenza Schouler sind dagegen Symmetrie-Styler. Bei ihrer Show in New York trugen sie beide ausgebeulte Hosen, wenig Lächeln, X-Beine. Nein, der eine darf kein Widerspruch des anderen sein.

Designer im Rampenlicht

Harmloser Dreier

5 / 7
(Foto: Getty Images)

Der britische Modemacher Paul Smith ist für heiteres Streifenmuster ebenso bekannt wie für seine relative Bodenständigkeit. Er ist verheiratet, mit ausschweifenden Yachtpartys in Saint-Tropez hatte er noch nie was am Hut. Einer wie er lässt am Ende einer Modenschau nicht goldenes Konfetti regnen (wie Christopher Bailey vor ein paar Tagen bei Burberry), und auch nicht die Hosen runter. Kurz raus mit zwei Models im Arm, und dann schnell nach Hause zu seiner Frau. Solche Männer muss man lieben.

Designer im Rampenlicht

Die Polit-Show

6 / 7
(Foto: AP)

Eher scheue Designer stecken nach der Show nicht viel mehr als ihren Kopf aus den Kulissen. Andere erwecken den Eindruck, sie schmissen die Show nur wegen ihrer Solo-Show danach. Der amerikanische Designer Ralph Lauren herzt regelmäßig Frau und Freunde, und nimmt ein Schaum-Vollbad im Beifall. Seine New Yorker Kollegin Diane von Furstenberg, hier zu sehen, schwenkte dieses Mal Mini-Sternenbanner. Ein patriotistischer Walk? Am Jahrestag des 11. Septembers - angemessen.

Designer im Rampenlicht

Die Leibesübung

7 / 7
(Foto: REUTERS)

Betsey Johnsons Solo-Einlagen übertrumpfen alles: Die Designerin schlägt mit über 60 noch Räder auf dem Laufsteg. Auf der New York Fashionweek sprang sie, nach der Präsentation ihrer "Power-Nutten-Mode" (Style.com), ins Spagat - unten der Beweis. Kein Solo wird aber je so legendär werden wie das des Belgiers Martin Margiela. Der ließ sich nach Modenschauen seines Labels Maison Martin Margiela gar nicht erst blicken. Wir wussten es ja immer schon: Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, diese Mode.

© SZ am Wochenende vom 24./25.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: