David Hasselhoff:Ein Auto und sein Mann

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David Hasselhoff wollte Musicalstar werden - ein Künstler, der höchsten Ansprüchen genügt. Die Menschen wollten ihm aber lieber dabei zusehen, wie er ein Auto fährt.

Jürgen Schmieder

Es gibt Menschen, die haben ein Kleidungsstück oder ein Accessoire berühmt gemacht. Bei David Hasselhoff war es andersherum. Erst ein Accessoire machte ihn unverwechselbar - mit rotem Licht, blecherner Stimme und schwarzem Chassis.

Der Pontiac TransAm Firebird, das Auto aus "Knight Rider". (Foto: Foto: Universal)

Eigentlich wollte David Hasselhoff singen und schauspielern, er wollte ein Musicalstar werden, am liebsten am Broadway. Deshalb verließ der junge Mann die beschauliche Hafenstadt Baltimore und besuchte die Academy of Dramatic Arts in Michigan und das California Institute of the Arts in Los Angeles. Noch während der Ausbildung gab es die ersten Rollenangebote - allerdings nicht in einem Musical, sondern in der Seifenoper "The Young and the Restless". Der Produzent soll beim Casting gesagt haben: "Der Junge sieht einfach gut aus, deshalb bekommt er die Rolle." Ob apokryph oder nicht, es zeigt, dass die Karriere von David Hasselhoff zwar steil verlaufen sollte - aber deutlich anders, als er sich das vorstellte.

Denn drei Jahre später kam es künstlerisch noch schlimmer. Ihm wurde die Rolle in der Actionserie "Knight Rider" angeboten. Es war eine Nebenrolle, der Star der Serie sollte ein Auto sein: ein schwarzer 1982er Pontiac TransAm Firebird. Hasselhoff war zunächst nur das gutaussehende Beistück.

Das zeigt neben dem südamerikanischen Titel "El Auto fantastico" auch die Eingangssequenz während der ersten Staffel. Man sieht eine Wüste, ein paar Berge, viele Wolken. Zu hören sind ein eingängiger Bass-Rhythmus und eine Gitarre. Dann kommt ein Auto ins Bild, es fährt direkt auf die Kamera zu, an der Wagenfront läuft das rote Scanner-Licht hin und her. Dann gibt es schnelle Schnitte: Reifen, Spiegel, Rücklicht, Armaturen, Bordcomputer, Schaltung, Anzeige. Erst nach 28 Sekunden ist der erste Mensch zu sehen: David Hasselhoff - wie er aus dem Auto steigt.

90 Episoden wurden über vier Jahre produziert, erst in der zweiten Staffel konnte sich Hasselhoff vom sprechenden Auto K.I.T.T. emanzipieren. Er bekam mehr Textzeilen, er durfte mehr Stunts ausführen, die Drehbücher waren nicht mehr reines Blech. "Knight Rider" wurde ein weltweiter Hit und das Held-mit-Hightech-Fahrzeug-Konzept inspirierte zahlreiche TV-Serien wie etwa "Airwolf", "Viper" und "Street Hawk". David Hasselhoff wurde zu einem der größten Stars weltweit - weil er böse Buben bekämpfte, Frauen becircte und das sprechende Auto fuhr.

Fortan gab es Hasselhoff nur noch mit Auto und den Pontiac nur noch mit "The Hoff". Unzählige Male ließ er sich fotografieren - im Auto, auf dem Auto, unter dem Auto. Er ging auf Tournee mit dem Firebird, seine TV-Auftritte beendete er stets auf die gleiche Weise. Er führte die Uhr zum Mund und sagte: "K.I.T.T, get me out of here." Dann kam das Auto hereingefahren, Hasselhoff hüpfte hinein und brauste davon.

In den USA löste die Serie einen Sturm auf den Pontiac Firebird aus. "In den Achtzigern kamen die Leute in unseren Laden gestürmt und verlangten das Knight-Rider-Auto", erinnert sich ein Autohändler. Dabei gab es von der umgebauten TV-Version mit Scanner und Bordcomputer nur drei Exemplare, die nicht für den Straßenverkehr zugelassen waren. Aber auch die reduzierte Version fand reißenden Absatz: Mehr als 500.000 verkaufte Pontiacs, solange die Serie lief. Das Vorläufermodell wurde 49.000 Mal produziert, und nach dem Ende der Serie gingen die Verkaufszahlen wieder um das Sechsfache zurück.

Es war - wie es im deutschen Vorspann heißt - ein Mann und sein Auto. "Jeder will sein wie David: Die Welt retten, ein tolles Auto fahren, die hübsche Frau bekommen", urteilte die Washington Post und nannte Hasselhoffs Einfluss auf die Popkultur "phänomenal".

1986 wurde die Serie abgesetzt - und Hasselhoff versuchte mit gemischtem Erfolg, sich von dem Pontiac Firebird zu lösen. Er startete eine Karriere als Sänger, die nur in Deutschland und Österreich erfolgreich war. Und in "Baywatch" hatte er zwar wenig zu tun, aber die Serie brachte ihm immerhin den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde als "The Most Watched TV Star in the World". Und er konnte sich gar seinen künstlerischen Traum verwirklichen und spielte Hauptrollen in den Broadway-Musicals "Jekyll and Hyde" und "Chicago". Man mag es kaum glauben - die Kritik lobte ihn dafür. Aber kommerziell waren die Shows nicht erfolgreich.

Hasselhoff hat sich besonnen: Fluch oder Segen, er und das Auto sind einfach nicht mehr zu trennen. Er tritt in Revival-Shows auf und führt Fans noch einmal K.I.T.T. vor. Er plant eine Fortsetzung von "Knight Rider", die im Herbst ausgestrahlt werden soll. Er nahm vor zwei Jahren gar eine neue Single auf. Sie heißt "Jump in my car" - die Hauptrolle im Video spielt wieder der Pontiac TransAm Firebird.

Die Menschen wollen eben nicht David Hasselhoff sehen, der auf einer Broadway-Bühne steht und singt. Sondern den Mann neben dem Auto. Da holt ihn keiner mehr raus.

Nach dem Verkaufsstart am 27. Februar 1967 folgten 82.560 Fahrzeuge im ersten Baujahr. 1982 kam eine neue Generation des Firebird auf den Markt - mit moderner, sportlicher Karosserie und Klappscheinwerfern. Im September 2002 wurde nach 35 Jahren die Produktion des Camaro und des Firebird eingestellt.

Von der TV-Version gibt es nur drei Exemplare, eines davon ist in den Universal Studios ausgestellt. Die Straßenversion kostete 7996 US-Dollar. Heute gilt der Firebird als Klassiker und wird in verschiedenen Versionen und Farben als Gebrauchtwagen verkauft. Die Kosten variieren zwischen 2000 und 90.000 Euro.

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