Dating-App für Hunde:Der will nur kuscheln

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"Alleine Gassi gehen war gestern", heißt der Slogan der Dating-Plattform Tindog. (Foto: Bene Rohlmann)

Hunde leben fast immer zölibatär mit Herrchen oder Frauchen. Was tun, wenn sie Sex wollen? Jetzt gibt es die Dating-App fürs Tier.

Von Titus Arnu

Hunde sind auch nur Menschen. Sie wollen regelmäßig ihre Grundbedürfnisse stillen, und zu denen gehören nun mal fressen, saufen und, äh, kuscheln. Wobei kuscheln nicht gleich kuscheln ist. Manche Menschen sprechen von "kuscheln", wenn sie etwas mehr miteinander im Sinn haben als nur fellkraulen, aber leidenschaftlich miteinander kuschelnde Hunde - das möchte man dann doch lieber nicht so gerne auf dem Sofa haben. Ernsthaft kopulieren soll das Haustier höchstens zu Zuchtzwecken, unter strenger Aufsicht von Herrchen und Frauchen. Aus Sicht des Hundes eine seltsam ungerechte Sexualmoral.

Wenn der Mensch mal das Tier in sich rauslassen will, kann er das einfach tun, ohne Zuchtziel. Er muss es nicht auf dem Gehsteig tun, ihm steht ein kuscheliges Bett zur Verfügung. Kein Geschlechtspartner vorhanden? Auch kein Problem, da hilft Tinder, eine Dating-App, die unkomplizierte Sextreffen möglich macht. Aber wenn Tiere ihrem Kuscheltrieb freien Lauf lassen wollen, haben sie es ungleich schwerer. Unkomplizierte Sextreffen? Schwierig, wenn man an einer Hundeleine hängt, nicht bis drei zählen kann und zu dicke Pfoten hat, um ein Smartphone zu bedienen.

"Alleine Gassi gehen war gestern"

Zum Glück gibt es jetzt Tindog, die Flirt-App für Hunde und Hundebesitzer. Wie beim Menschen-Tinder wählt man potenzielle Partner per Fingerwisch auf dem Smartphone aus - rechts für wow, links für pfui. Per Suchfunktion kann man andere Tindog-Anwender nach bestimmten Vorlieben filtern: dicke Möpse, stark behaarte Beine, langer Schwanz. Moment, liebe Tierschützer und geschätzte Moralapostel, bitte nicht sofort aufjaulen, daran ist nichts Verwerfliches, wir sprechen hier nur von Hunden und gemeinsamen Romantik-Gassi-Gängen.

"Alleine Gassi gehen war gestern", lautet der Slogan der Dating-Plattform, dessen Logo einen weißen Pfotenabdruck auf rotem Grund zeigt. Dobermänner können gleichgesinnte Doberfrauen treffen, spitze Spitze spitze Spitzinnen anflirten - aber natürlich bringt die Gassi-App vor allem wildfremde Herrchen und Frauchen einander näher. Per GPS zeigt die App an, welche sabbernden, geilen Freizeitpartner (wir sprechen jetzt wieder von den Tieren) sich in der Nähe aufhalten. Ob sich aus dem ersten Beschnüffeln dann eine heiße Liebe ergibt, bleibt den Hunden und ihren Haltern selbst überlassen, alles kann, nichts muss.

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"Hunde brauchen Sozialkontakte und haben dabei ihre ganz individuellen Präferenzen", erklärt Tindog-Gründer Julien Muller seine Idee. Ach so, und das funktioniert bei modernen, gestressten Hunden nicht ohne App? Muss die Vermenschlichung von Tieren wirklich immer mehr Lebensbereiche umfassen, von der Verdauung (Diät-Snacks mit Pansengeschmack) über die Abendunterhaltung (Dog-TV) bis zum Sex? Falls die App keine Gespielin für den besten Freund findet, gibt es übrigens auch schon eine Lösung. Eine französische Firma bietet "sex toys for trendy dogs" an - die vierbeinige Gummipuppe für den hypersexuellen Rüden.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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