Aktuell:Zwischenzeugnis für Trump

Viel versprochen, wenig gehalten: Donald Trump ist seit genau 100 Tagen Präsident der USA. Zeit für eine Bilanz.

Von Matthias Kolb

Donald Trump erhält am Samstag sein Zwischenzeugnis. Das nennt man zwar nicht so, ist aber trotzdem mindestens genauso wichtig. Seit 100 Tagen ist er offiziell amerikanischer Präsident, und nun fragt sich die Welt: Wie viel hat er bisher erreicht? Seit Präsident Franklin D. Roosevelt wird nach 100 Tagen Bilanz gezogen. Die USA steckten 1933 in einer Wirtschaftskrise, und Roosevelt musste verhindern, dass Banken pleitegehen. Um seine Bürger zu beruhigen, beschrieb Roosevelt in einer Radio-Ansprache die Fortschritte der ersten 100 Tage. Trump nutzt lieber Twitter. Dort beschwert er sich über das Datum, nennt es "willkürlich". Das stimmt zwar, aber vor allem will Trump damit ablenken. Davon, dass er viele Wahlkampf-Versprechen nicht einhalten konnte: Sein Plan, die Krankenversicherung Obamacare abzuschaffen etwa, ist grandios gescheitert. Auch die Mauer an der Grenze zu Mexiko wird so schnell nicht gebaut, weil das Geld fehlt. Trump war früher Fernsehstar und Unternehmer. Nun sieht er, wie kompliziert Politik ist. Es ist leichter, in Reden anzugeben und zu beleidigen, als Kompromisse zu finden. Viel Einfluss hat seine älteste Tochter Ivanka, die diese Woche in Berlin Kanzlerin Merkel besucht hat. Sie gilt als vernünftigere Stimme in der Trump-Familie. Für ein besseres Zeugnis sollte er vielleicht mehr auf sie hören?

© SZ vom 29.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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