Aktuell:Laufburschen

Bei der Leichtathletik-WM in London wird der Sieger des 100-Meter-Finales ausgebuht, der Dritte aber bejubelt, als hätte er gewonnen. Was war los?

Von Johannes Knuth

Vollgas auf 100 Meter: Ganz links Weltmeister Justin Gatlin, ganz rechts Usain Bolt. (Foto: AFP)

Beim Zieleinlauf am vergangenen Samstag in London gab es wirklich Pfiffe für den schnellsten Mann der Welt. Sieger Justin Gatlin, das muss man wissen, gilt als Bösewicht. Denn dem amerikanischen Sprinter wurde schon zwei Mal nachgewiesen, dass er gedopt, also verbotene Mittel genommen hat, die ihn schneller machten. Dafür wird man im Sport lange Zeit gesperrt. Gatlin durfte nach fünf Jahren Pause wieder starten, weil er behauptete, sein Trainer habe ihm damals das verbotene Mittel heimlich verabreicht. Angeblich, um sich an ihm zu rächen. Das glauben ihm viele bis heute nicht. Sie finden, er hätte länger gesperrt werden müssen. Dann hätte er vielleicht bei der WM nicht mitgemacht und auch nicht Usain Bolt bei seinem allerletzten Lauf geschlagen. Usain Bolt, der Jamaikaner, wurde in London Dritter und vom Publikum gefeiert, als sei er der Schnellste gewesen. Bolt finden viele super, weil er so schnell ist und dabei auch noch herumalbert. Andere finden das verdächtig. Denn Bolt ist merkwürdigerweise schneller als viele Sprinter, die auch beim Doping erwischt wurden. Bolt noch nie. Er hört nach der WM auf. Endlich kann er Spaß haben, ohne laufen zu müssen. Oder kontrolliert zu werden.

Verkehrte Welt: Sieger Gatlin verbeugt sich vor Usain Bolt, der Dritter wurde. (Foto: AFP)
© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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