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Ein Professor erklärt bei einem Live-Interview im Fernsehen eine komplizierte Sache. Was dann passiert, macht ihn weltweit bekannt. Warum?

Von Georg Cadeggianini

Fast jedes Kind hat wahrscheinlich dieses Video gesehen. Nicht, weil es in der Schule gezeigt wurde oder auf dem U-Bahn-Bildschirm, sondern weil die Eltern erst selber lachen mussten, dann ihre Kinder gerufen haben: "Da, guckt mal. Saulustig." Ein Video, in dem einem Professor im Liveinterview die Kinder ins Bild grätschen. Im Hopserschritt und gelben Pulli erscheint erst die vierjährige Tochter, dann schießt ihr kleiner Bruder im Lauflernwagen hinterher, bis die Mutter die beiden rückwärts auf Knien rauszieht. Das Video wurde ein Mega-Hit im Internet. Warum? Es ist etwas, was Eltern an einem wunden Punkt trifft. Sie haben eine Arbeit. Die ist mal lustig, mal stressig, vor allem aber soll sie unglaublich wichtig sein. Manchmal verstehen sie das selber nicht so richtig. Kinder kennen das, wenn die Eltern wichtige Arbeits-Emails auf dem Smartphone lesen oder mit der Chefin telefonieren müssen. "Später, Kind, ich kann jetzt nicht." In Wahrheit haben sie dann immer ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Im Video poltern genau in diesem Moment die zwei Kinder ins Zimmer, vollkommen unbeeindruckt von dem großen, wichtigen Interview des Vaters. Und auch wenn der Professor genervt reagiert, dem Betrachter ist in dieser Situation völlig klar: Es gibt Wichtigeres als Arbeit. Inzwischen kann auch der Professor über das Video lachen. Er hat sogar eine extra Pressekonferenz abgehalten. Das Gerücht, er habe keine Hose angehabt und sei nur deshalb nicht aufgestanden? Doch, doch, er habe eine getragen.

© SZ vom 18.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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