Aktuell:Ekelpreis

Die hässlichste Nase, die langweiligste Geschichte? Es gibt Auszeichnungen, die will man nicht. Den Echo-Musikpreis wollte jeder - bis jetzt.

Von Georg Cadeggianini

Die Trophäe könnte auch vom Eisenbahnverein sein. Ein Stück Schiene mit Rechtskurve? Für den schnellsten Lokführer? In Wahrheit sollen mit dem Echo, so heißt der Preis nämlich, herausragende Leistungen im Musikgeschäft prämiert werden. Aber derzeit wollen viele diese Auszeichnung überhaupt nicht mehr haben. Sie geben sie reihenweise sogar zurück. Der Sänger Marius Müller-Westernhagen etwa, acht Trophäen - weg damit. Was ist da los? Der Grund dafür ist, dass dieses Jahr zwei Rapper ausgezeichnet wurden, die antisemitische Texte veröffentlicht haben. Das heißt, sie haben in ihren Liedern gegen Juden gehetzt. Trotzdem fand die Jury - das sind die, die auswählen, wer den Preis bekommen soll - dabei nichts Schlimmes. Viele sind jetzt wütend und zornig. Sie finden, dass der Echo damit von einer Auszeichnung für herausragende Leistungen zu einem Ekelpreis wurde. Andere sagen, man gehe mit dem großen Aufschrei den Rappern auf den Leim: Dadurch, dass sich jetzt so viele Menschen aufregen, werden sie noch berühmter, verkaufen noch mehr CDs. Der Musikpreis Echo jedenfalls wird es in Zukunft schwer haben. Viele fordern, die Regeln zu überarbeiten, manche wollen sogar, dass er ganz abgeschafft wird.

© SZ vom 21.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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