Zum Tod von Heath Ledger:Rebell ohne Lautstärke

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Heath Ledger, der dem Stadium eines Geheimtipps längst entwachsen war, galt als eines der vielversprechendsten, aber auch mysteriösesten Schauspieltalente seiner Generation. Genauso ist er gestorben.

Bernd Graff

Welch ein Tod: Der 28-jährige Heath Ledger, ein Australier aus Perth, den seine Eltern nach dem vom Leben gepeinigten Anti-Helden Heathcliff aus Emily Brontës Roman "Sturmhöhe" benannt hatten, wird in Manhattan von einer Haushälterin und einer Masseurin tot neben seinem Bett aufgefunden: nackt - neben sich eine Packung Schlaftabletten. Ein viel zu früher Tod, der Erinnerungen an den Crash von James Dean und den Nachtklub-Zusammenbruch eines River Phoenix wachruft. Und sollte sich die naheliegende Annahme eines Selbstmordes bewahrheiten, dann wird man auch an die Garage von Kurt Cobain denken müssen.

Heath Ledger, 1979-2008. (Foto: Foto: Reuters)

Auch Ledger galt als Frauenschwarm, ebenso charmant wie undurchsichtig, ein Getriebener und Macher zugleich. Die Klatschpresse vermeldete erst vor wenigen Wochen noch den Weihnachtsflirt mit einem Model, verkauft als warmer Trost nach der wüsten Trennung von seiner Verlobten Michelle Williams im Herbst. Von jener Frau, mit der er eine kleine Tochter hat, für die er sich 2005 für ein Jahr aus dem Hollywood-Geschäft zurückgezogen hatte. Ja, aus dem Hollywood-Geschäft. Und zwar aus der Abteilung "Very Big".

Denn Ledger war spätestens nach seiner Rolle als schwuler Cowboy in dem Ang-Lee-Film "Brokeback-Mountain" - bei den Dreharbeiten hatte er Michelle Williams kennengelernt - wie ein Senkrechtstarter in die Celebrity-Stratosphären der Medien katapultiert worden. Er wurde schon mit Marlon Brando und Sean Penn verglichen, galt als James Dean des jungen Jahrtausends, als vielseitiger, wenngleich schwer durchschaubarer Hoffnungsträger des Kinos.

Mit 17 war er aus der australischen Provinz nach Sydney gegangen, hatte alles auf eine Karte gesetzt, um Schauspieler zu werden. Ledger war dann für nahezu alles zu haben - und er überzeugte: Er konnte singen und irgendwie auch tanzen, wie in "10 Things I Hate About You", er gab den "Casanova" in einem Lasse-Hallström-Film, den Schwulen, den Türsteher ("Two Hands"), den Hochstapler und selbstironischen Ritter ("A Knight's Tale"), den Jack-Nicholson-Nachfolge-Joker in der neuesten Batman-Wiedervorlage "The Dark Knight" und den grundlosen Rebellen (im Todestraktdrama "Monster's Ball").

Und er war einer der schwarzbebrillten Bob Dylans in dem Film mit dem wohl auch für ihn bezeichnenden Titel "I'm not there" - vielleicht sein Lebensthema. Denn unabhängig von seiner Umtriebigkeit, Vielseitigkeit und dem Enthusiasmus, mit dem Ledger seine Rollen förmlich ansprang, waren die hochkonzentrierte Ernsthaftigkeit und, ja, der Schmerz greifbar, die hinter jeder neuen Verkörperung standen.

Eine Perfektion, die ihn anscheinend hinter seinen vielen Rollen verschwinden ließ. Doch steckte in dieser Mischung aus Souveränität, Leichtigkeit und Professionalität mehr Erwachsensein, mehr Melancholie, als man dem Teenieschwarm und mutmaßlichen Frauenhelden auf den ersten Blick zugetraut hätte.

Obwohl kolportiert wird, dass der erziehende Vater samt Tochter regelmäßig in Manhattans Supermärkten beim ganz gewöhnlichen Einkauf anzutreffen war, wurde Heath Ledger von seinem ruhelosen, unsteten Geist getrieben: "Ich schlafe zu wenig", hat er der New York Times anvertraut, ''Ich kann nicht aufhören zu denken. Mein Körper ist erschöpft, aber in meinem Kopf dreht sich alles weiter."

In einem Fernsehinterview sprach er kürzlich darüber, wie seine Tochter sein Leben verändert habe: "Ich habe kein Problem damit, jetzt zu sterben. Weil ich mich in ihr so lebendig fühle. Aber auf der anderen Seite will ich nicht sterben, weil ich für den Rest ihres Lebens für sie da sein möchte."

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