Wilhelm Killmayer:Der große Eigensinnige

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"Meine Musik ist immer knapp, pointiert", sagte der Komponist. Nun ist er kurz vor seinem neunzigsten Geburtstag gestorben.

Von Wolfgang Schreiber

Es gibt von Wilhelm Killmayer ein kurzes, recht einsilbiges Nocturne für Klavier, genannt einfach "Am Grat". Töne balancieren darin wie auf einer Kante, in dünner Luft und halsbrecherischer Höhe. Fünf Nocturnes bilden somit einen Zyklus, 1975 komponiert. Er beginnt mit dem Stück "Glimpflicher Absturz", in den Noten steht dazu "mesto", traurig. Das zweite Nocturne, im heiteren "modo di allegretto", heißt "Der Schrecken kommt nicht weit genug". Am Ende steckt der Hörer - "ruhig, doch etwas vorsichtig" - in einer trügerischen Sicherheit, nämlich "Im Schlupfloch". Killmayers Musik hat diese insistierende Doppelbödigkeit: eine in die Irre geführte Heiterkeit und staunender Ernst, "neu" empfunden, meilenweit entfernt vom Mainstream der Moderne oder Postmoderne oder des Neokonservativismus.

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