Wettbewerb:Gärten des Jahres

Lesezeit: 1 min

(Foto: imago/Manfred Ruckszio)

In Zeiten, in denen auch die Gärten immer mehr zur Hightechzone werden, ist es gut und wertvoll, einen solchen analogen Wettbewerb auszuloben.

Von Gerhard Matzig

Bald könnte der Tag anbrechen, an dem nur noch der bekennende Hortensienliebhaber Jakob Augstein, der vor einiger Zeit das charmante Büchlein "Die Tage des Gärtners: Vom Glück, im Freien zu sein" verfasst hat, im Garten unterwegs ist. Der Garten wird nämlich mit allerlei neuem Gerät nun dahin gehend digitalisiert, dass er sich aus dem Haus heraus per Smartphone steuern lässt. Offenbar träumen nicht wenige Menschen vom Glück, nicht draußen im Grünen, sondern drinnen im Wohnzimmer zu sein. Weshalb es nun immer mehr Mähroboter und ähnliche Gadgets gibt: intelligente Sprinkler zum Beispiel oder den Kohlegrill mit App-Steuerung. Dieser Zeitspar-trend nennt sich Smart Gardening. Man könnte aber auch Garteln 2.0 dazu sagen. Überhaupt werden die Gärten ja immer kleiner, weil das Bauland immer teurer und die Häuser immer fettsüchtiger werden. Dazu kommt der Boom des Kunstrasens. Ein Beispiel: "Jede Faser sieht aus wie ein richtiger Grashalm - der Golden Green Anti-Glanzeffekt gegen unnatürliches Glänzen macht's möglich ... fantastisch grün, perfekt gemäht, das ganze Jahr hindurch." Da kann man dann auch die immer breiiger sich ins fantastische Grün ergießenden Outdoor-Kunststoff-Sofas problemlos abstellen. Den Rest erledigt der Gartenpool "Family Lounge" aus dem Baumarkt. Für 39,90 Euro. Nur für den Fall natürlich, dass man sich doch mal draußen aufhält. Keine Frage also: Das Gartensterben ist da. Inmitten dieser Tristesse aus Family Lounge und Antiglanzeffekt erscheint einem der aktuelle Wettbewerb "Gärten des Jahres", der dieser Tage unter anderem vom Münchner Callwey-Verlag ausgelobt wird, als letzte Bastion der exotischen Idee, ein Garten könnte ein Sehnsuchtsort der Schönheit sein. Gesucht werden die besten von Landschaftsarchitekten oder Garten- und Landschaftsbauern gestalteten Privatgärten im deutschsprachigen Raum (weitere Informationen: www.gaerten-des-jahres.com). Der erste Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Das reicht für 250 Quadratmeter Kunstrasen vom Typ "Arizona".

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: