Vorschlag-Hammer:Unbekannt?

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Blickt man in die Konzertprogramme der Orchester und erst recht auf die freier Veranstalter, staunt man über ein Repertoire, das kaum übers Gängigste hinausweist

Von Harald Eggebrecht

Wenn man durch CD-Läden streift, möchte man glauben, die Welt der Musik sei unendlich: ob Mittelalter oder Renaissance, Barock, Klassik oder Romantik, ob Moderne oder Gegenwartsmusik, ob Opern oder Symphonisches, ob Solostücke für jedes Instrument oder Gesang von Chorwerken bis zu intimen Liedern und so fort. Blickt man aber in die Konzertprogramme der Orchester und erst recht auf die freier Veranstalter, kommt man aus dem Staunen kaum heraus über ein Repertoire, das kaum übers Gängigste hinausweist. Dabei können Dirigenten und Solisten aller Art viel viel mehr, haben Kammermusiker einen riesigen Fundus und arbeiten an dessen Erweiterung. Doch auf den Programmzetteln tauchen nur die altbekannten Namen auf und werden so gewissermaßen zu Tode geschunden: immerzu Beethoven- und Brahms-Konzerte und -Symphonien, etwas von Mozart und Haydn, Schubert und Schumann, etwas Mendelssohn und Tschaikowsky, Sibelius nicht zu vergessen et cetera.

Nichts gegen all diese Musik, aber alles gegen ihren ruinösen Verbrauch. Es wäre so viel interessanter und anregender, auch Violinkonzerte von Schönberg und Bloch, Milhaud und Martinu, Nielsen und Elgar, Weinberg und Fitelberg, Britten und Barber, Strauss und Schoeck, Martin und Hartmann, Khatchaturian und Schnittke, Adams und Ligeti, Rihm und Dutilleux zu hören, um nur ein paar gar nicht so Unbekannte zu nennen. Man sollte nicht die Schlachtrösser totreiten, sondern stattdessen die Neugier der Musiker herausfordern und die Entdeckerfreude des Publikums. Aber leider regiert immer noch der grässliche Satz die Programmgestaltung, dass sich das Dvořák-Cellokonzert hundertmal besser verkauft als ein Schostakowitsch-Konzert. Nebenbei, dass Orchester und Veranstalter kaum Cellisten als Solisten einladen, ist eine Schande für sich, und wenn sie es manchmal tun, dann meist immer dieselben.

Trotzdem gehen wir ins Konzert, mal nicht in die Repräsentativhallen, sondern in den Kleinen Konzertsaal der Musikhochschule, wenn zuerst die Klasse des großartigen Violaspielers Nils Mönkemeyer zeigt (9. 11., 18 Uhr), was sie kann, und gleich danach (9.11., 20 Uhr) die Violinstudenten der nicht minder großartigen Julia Fischer antreten. Übrigens: Eintritt frei!

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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