Vorschlag-Hammer:Nur Mut!

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Die großen Orchester bekleckern sich nicht mit Ruhm, obwohl gerade sie vielversprechende Jungtalente unbeschwerter präsentieren könnten, als sie es tun. Meistens spielen auch bei ihnen die wohlbekannten Klavier- und Violinsolisten

Von Harald Eggebrecht

Veranstalter reagieren auf Fragen, warum sie aus dem riesigen Fundus der Musik immer nur die gleichen rund vierzig Stücke aufführen lassen, auch wenn Musiker gerne anderes spielen könnten und würden, mit dem klagenden Hinweis auf leere Säle bei Ungewohntem, die Gema-Kosten bei urheberrechtlich geschützten neuen Werken. Überhaupt seien sie Privatunternehmer und nicht staatlich oder städtisch subventioniert. Doch auch bei sogenannter Alter Musik sieht es nicht berauschend aus, ebenso beim Engagieren jenseits der Starleiste der Immergleichen von Lang Lang bis Anna Netrebko, von Igor Levit bis Daniil Trifonov, deren großartige Qualitäten selbstverständlich unstrittig sind.

Aber auch die großen Orchester bekleckern sich nicht mit Ruhm, obwohl gerade sie vielversprechende Jungtalente unbeschwerter präsentieren könnten, als sie es tun. Meistens spielen auch bei ihnen die wohlbekannten Klavier- und Violinsolisten. Obwohl es eine grandiose Vielfalt an fabelhaften Cellisten aus aller Welt gibt, deren Repertoire von C. P. E. Bach bis zu Henri Dutilleux und weiter reicht, müssen sie immer nur die Konzerte von Joseph Haydn, Robert Schumann, Antonin Dvořák, Edward Elgar und die Rokoko-Variationen von Peter Tschaikowsky spielen. Das gleicht einer Selbstkannibalisierung. Neues oder Seltenes brauche eben extra Probenzeit, wenden die Orchester ein, während man diese Dauerbrenner eben "drauf" habe. So tauchen in diversen Philharmoniker- und Symphoniker-Jahresprogrammen Cellisten nur selten und Bratscher fast gar nicht auf. Ob das alles die Jüngeren in den Konzertsaal lockt, steht dahin.

Deshalb wollen wir unbedingt am Dienstag (17. Oktober) in den Herkulessaal strömen, um den brillanten jungen Cellisten Edgar Moreau zu erleben, der mit dem Barockensemble Il pomo d'oro gleich drei Cellokonzerte aus dem 18. Jahrhundert spielt: von Giovanni Benedetto Platti, der einst bei den Fürstbischöfen in Würzburg Furore machte, von Antonio Vivaldi und von Luigi Boccherini, der unter anderem als größter Cellovirtuose seiner Zeit galt.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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