Vorschlag-Hammer:Novemberklänge

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Das Münchner Musikprogramm bietet in diesem bis dato recht tristen Monat Ansätze, die einen nachdenklich machen

Von Karl Forster

Also: Gleich zu Anfang der Hinweis, dass das Wichtigste heute ganz am Schluss kommt. Das hat mit der mir angeborenen Bescheidenheit zu tun. Aber auch damit, dass jede Kolumne ein donnerndes Ende braucht. Drum hebe ich mir diesen Tipp auf, auch wenn's schwer fällt. Aber auch so bietet das Münchner Musikprogramm im bis dato recht tristen November Ansätze, die einen nachdenklich machen. Zum Beispiel die Band J.B.O. aus dem fränkischen Erlangen (an diesem Freitag im Backstage). Gegründet im tiefsten vergangenen Jahrhundert, also 1989, als "James Blast Orchester", musste man diesen Namen nach ersten Erfolgen auf Betreiben des Verhohnepiepelten ändern, die Karriere der Combo zeigt, dass, je blöder der Witz ist, desto erfolgreicher. Mit Lieder wie "Walk With An Erection" (nach "Walk Like An Egyptian" von den Bangles) oder ("Ejaculatio Praecox" nach Nirvanas "Smells Like Teen Spirit") und ähnlichen Geistesblitzen schaffte es das Quartett um die Gründungsmitglieder Hannes "G. Laber" Holzmann und Veit "Vito C." Kutzer zum 25. Bandgeburtstag immerhin auf Wacken. Obwohl die Bühnenkleidung nicht schwarz ist, sondern rosa.

Man muss schon etwas nachdenken, ob man heute noch ein Konzert mit einem Jazzsänger anraten darf, der 76 Jahre alt wurde. Aber erstens ist Al Jarreau noch immer ein sympathischer Stimmenartist (am Samstag in der Philharmonie), zweitens spielt das Alter längst keine Rolle mehr, weil die grauen Panther die Rock- und Popbühnen erobert haben und bis zum letzten Atemzug musizieren. Das zeigen die nächsten Wochen, wenn am Freitag, 25. November, Elton John in die Olympiahalle kommt, wenn José Feliciano am 7. Dezember in der Philharmonie sein "Feliz Navidad" zelebriert und Klaus Doldinger am selben Tag im Prinze seinen 80. feiert, den er zwar bereits im Mai hatte, wozu man aber immer noch herzlichst gratuliert.

Tja, und nun, nach 31 höchst informativen Zeilen, zu eingangs erwähntem Wichtigen. Es betrifft den 27. November, also den ersten Adventssonntag, und zwar den auf Tollwood beheimateten Weltsalon. Dort tritt eine Band auf, die nennt sich Next Generation , was ein bisschen kühn ist, sind doch dort eher reifere Herren versammelt, die allesamt, oder wenigstens größtenteils verantwortungsvolle Jobs in der Gesellschaft haben. Zum Beispiel Dieter Reiter, er ist Oberbürgermeister der Stadt, oder Michael Kerkloh, der Chef von MUC, unserem Flughafen, oder Wolfgang M. Heckl, der dem Deutschen Museum vorsteht. Sie sind in diesem Tollwood-Winter Mitstreiter der SZ-Redaktionsband Deadline , die mit ihrem Festivalauftritt wieder einmal versucht zu zeigen, dass Musik machen noch schöner ist, als über Musik zu schreiben. Und dabei für den SZ-Adventskalender sammeln geht. Also: Scheine mitbringen!

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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