Vorschlag-Hammer:Hilfreich

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Benefizkonzerte gibt es schon lange. In Amerika würde das gesamte kulturelle Leben zusammenbrechen ohne private Unterstützung. Doch auch hierzulande hat sich, wenn auch in bescheidenerem Rahmen, die Kultur als Donation-Apparat auch für kulturfremde Projekte längst etabliert

Von Karl Forster

In dieser Woche, exakt am Montag, 13. Juli, jährte sich zum 30. Mal das größte Konzertereignis der Musikgeschichte, ein wahrhaft weltumspannendes Bühnenwunder: das Benefiz-Konzert Live Aid. Bob Geldof, Sänger der Boomtown Rats, hatte es geschafft, dass im Londoner Wembley-Stadion und im John F. Kennedy Stadium in Philadelphia parallel und weltweit übertragen Musiker und Bands wie Queen, David Bowie, Elton John, Dire Straits, Mick Jagger, Bob Dylan, Santana, Madonna, Paul McCartney, Status Quo, The Who, Tina Turner, Eric Clapton, Phil Collins, U2, The Beach Boys, Simple Minds, Sade, Duran Duran, Judas Priest und Bryan Adams ohne Gage auftraten. Phil Collins trommelte gar auf beiden Bühnen, was ihm heute nicht mehr gelingen würde, denn die Concorde, mit der er damals von London Heathrow nach Philadelphia gedüst war, fliegt nicht mehr nach der Katastrophe von Paris. Es kamen an die 95 Millionen Dollar zusammen.

Gut, Benefizkonzerte hatte es vorher schon gegeben. In Amerika würde das gesamte kulturelle Leben zusammenbrechen ohne private Unterstützung. Doch auch hierzulande hat sich, wenn auch in bescheidenerem Rahmen, die Kultur als Donation-Apparat längst etabliert. Und so ist es vielleicht nur Zufall, dass in der Live-Aid-Jubiläumswoche in der Muffathalle eine Veranstaltung stattfindet, die nicht nur Ohr und Herz erfreuen wird, sondern auch die eine oder andere Familie in Nepal, die bei dem fürchterlichen Erdbeben im Frühjahr 2015 Haus, Hof und geliebte Menschen verloren hat. Denn unter dem Signum München hilft Nepal kommen am Freitag von 20 Uhr an nacheinander ein Musiker und eine Band auf die Bühne, die schon als Single Act die Halle füllen würden: Jesper Munk und The Whiskey Foundation. Die dabei erlöste Summe geht zu 100 Prozent an die "Freunde Nepals e. V." und die "Nepalhilfe Starnberg e. V.", denn die Muffathalle stellt die gesamte Technik, und die Musiker nehmen keinen Cent. 22 Euro an der Abendkasse, das ist wirklich kein Preis für ein Konzert dieser Güte!

Ähnliches und doch ganz Anderes passiert am kommenden Dienstag nach 20 Uhr im Nightclub des Bayerischen Hofs. Auch da kriegen die Musiker kein Geld, obwohl sie Meister ihres Fachs sind. Weil dieses Fach eben nicht das Spiel auf dem Instrument ist, sondern das Schreiben darüber. Unter dem Rubrum Münchner Musikkritiker machen Musik haben sich acht Rezensentenprofis des Jazz und mit Caro Roth und Wolfgang Schmid zwei Profis (Gesang und Bass) zusammengetan, um am edlen Ort den Jazz Sommer einzuleiten. Weil nun mein Kollege Oliver Hochkeppel, der hierbei das Klavier streichelt, ein Ausbund an Bescheidenheit und Dezenz ist, übernehme ich die Werbung für diesen Abend. Das ist auch eine Art von Benefit.

© SZ vom 15.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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