Vorschlag-Hammer:Burn it X!

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Im Sommer machen selbst die Theater Ferien. Diese Auszeit wird nun wieder dafür genutzt, allüberall Festivals abzuhalten

Von Harald Eggebrecht

Im Sommer machen auch die Theater Ferien. Dann kann sich die Akustik in den Opernhäusern endlich einmal ausruhen von so viel Lärm und Gesang, Tuten, Pauken und Streichen, von all den Triumph- und Trauermärschen, den Siegesfanfaren und den Stentortenören, von den Spitzentönen der Primadonnen ganz zu schweigen und dem Bravogebrüll der Claqueure. Diese Auszeit wird nun wieder dafür genutzt, allüberall Festivals abzuhalten, das leuchtet ein. Dennoch sehen viele Festivals öfter, als einem lieb sein kann, so aus, als seien sie nur Solistenabwurfplätze oder Zwischenstationen von Orchestertourneen, bei denen einem die deutlich höheren Preise mehr auffallen als die eher wohlvertrauten Programme des klassisch-romantischen Repertoires.

Oft lässt sich viel eher als auf den großen und unvermeidlichen Festspielen à la Salzburg, Bregenz oder Bayreuth, wo es, mit fast schon hysterischer Spannung erwartet, nun losgeht mit Katharina Wagners Neuinszenierung von "Tristan und Isolde", oft lässt sich also auf kleinen Musikfesten mehr entdecken. Selbst in den Flächenfestivals etwa in Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern sind es mehr die spezielleren Kammermusikreihen, die überraschen und neugierig machen können. Sicher, ein Festspielintendant kann nicht nur auf das Besondere, Ungewohnte, Unbekannte oder ganz Neue setzen. Sage keiner, er würde auf das Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons verzichten, wenn er die Chance hätte, ein so renommiertes Ensemble mit einem solchen zukunftsträchtigen Dirigenten zu engagieren. Doch die Idee, ein Musikfest zu veranstalten, das nicht einfach das wiederholt, was die ganze Saison über auch schon zu hören ist, zielt ja darauf, den Hörern etwas anderes zu bieten. Also keine Routine, sondern es wird nach bestem Wissen und Gewissen geprobt, die besten und interessantesten Künstler werden verpflichtet, junge Supertalente entdeckt, Workshops installiert, damit das Publikum mitbekommen kann, wie Musik handwerklich gemacht wird und eben kein Magier vermeintliche Wunder vollbringt. Kleine Festivals können da beweglicher, innovativer, reizvoller sein. Wir wollen niemanden bevorzugen, also keine Namen.

Dies ist der letzte "Vorschlag-Hammer" vor der Sommerpause. Daher schnell noch Hinweise auf zwei Konzerte im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg: Am Dienstag (28. 7.) spielt das junge Armida Quartett Beethoven, Schostakowitsch und Schubert. Und am 4. August, treten der exzellente Cellist Daniel Müller-Schott und der hochsensible Pianist Francesco Piemontesi auf mit Musik von Beethoven, Schumann und Brahms.

© SZ vom 25.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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