Von SZ-Autoren:Gegen Meinung

In seinem Tagebuch-Essay aus Paris "Die mittleren Regionen - Über Terror und Meinung" streitet der Film-Kritiker Philipp Stadelmaier gegen die Angst-Kultur nach dem Anschlag auf die Zeitschrift "Charlie Hebdo".

"Die mittleren Regionen - Über Terror und Meinung" ist ein Essay in Form eines Tagebuchs, geschrieben in Paris direkt nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo im Januar 2015. Zugespitzt dekonstruiert Philipp Stadelmaier, der für die SZ Filmkritiken schreibt, darin Begriffe wie "Meinung" und "Meinungsfreiheit", "Terror" und "Karikatur" und deckt so die xenophoben Bewegungen hinter der Meinungsbildung auf, die ihre eigene Bedrohung stets mitprojiziert - durch den anderen, den Fremden oder den Islam. Der Figur der Meinung stellt er ein instabiles psychosoziales Gebiet gegenüber, das von dem Zweifel an der Identitätsbildung und an allen Ideen von Sicherheit bestimmt wird. Dabei rekurriert Stadelmaier unter anderem auf einen Film über die Entführung von Chaplins Leichnam oder Pasolinis "Motivsuche in Palästina" sowie auf Theorien von Hélène Cixous und Gilles Deleuze, um die "Lust am Skandal" (Pasolini) aufzudecken. Die Anschlägen vom 13. November 2015 in Paris haben ihn schließlich zu einem Nachsatz angeregt, einem leidenschaftlichen Plädoyer für eine Zukunft in "mittleren Regionen", die Liebende, Erbauer und Optimisten braucht.

Philipp Stadelmaier: Die mittleren Regionen - Über Terror und Meinung. Verbrecher Verlag, Berlin 2016. 144 Seiten, 13 Euro. E-Book 9,99 Euro.

© SZ vom 08.01.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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