Verlagsende:Abschied

In diesem Frühjahr schließt Katharina Wagenbach-Wolff aus Altersgründen die "Friedenauer Presse", einen der traditionsreichsten Verlage des alten West-Berlin.

In diesem Frühjahr verliert Berlin einen seiner traditionsreichsten Kleinverlage. Die Verlegerin Katharina Wagenbach-Wolff stellt aus Altersgründen Ende März die "Friedenauer Presse" ein. Der Verlag ging 1963 aus der Buchhandlung "Wolff's Bücherei" in Friedenau hervor. Andreas Wolff, ein Enkel des Petersburger Verlegers M.O. Wolff, brachte in loser Folge bis 1971 36 Drucke heraus, seine Tochter Katharina Wagenbach-Wolff führte den Verlag ab 1983 von Charlottenburg aus weiter und entwickelte das Konzept anspruchsvoll gestalteter Drucke verschiedenen Formats. In den schmalen, fadengehefteten "Friedenauer Presse-Drucken" von 16 oder 24, meist 32 Seiten Umfang, erschienen Erzählungen, klassische und neu verfasste Essays, Briefe, Gedichte der Weltliteratur, hinzu kam seit 1988 das "Winterbuch", ab 1990 die Reihe "Broschuren".

Anna Achmatowa, Isaak Babel, Daniil Charms, Nikolai Gogol, Alexander Puschkin, Jewgeni Samjatin und viele andere bildeten den starken russischen Schwerpunkt in allen Reihen, an ihrer Seite standen Jean-Henri Fabre und Gertrude Stein, Günther Grass und Max Frisch, Gustave Flaubert und Joris-Karl Huysmans, Hans Magnus Enzensberger, Emmanuel Bove und Alberto Vigevani.

Die Verlegerin Katharina Wagenbach-Wolff arbeitete zumal bei den Neuübersetzungen aus dem Russischen lange Jahre mit dem 2013 verstorbenen Übersetzer Peter Urban zusammen, die äußere Erscheinung vieler Bände prägte der Zeichner, Illustrator und Grafiker Horst Hussel. Katharina Wagenbach-Wolff erhielt für ihre verlegerische Arbeit zahlreiche Preise darunter den Antiquaria-Preis für Buchkultur, den Zillmer-Preis der Hamburgischen Kulturstiftung sowie im Jahr 2006 den Kurt-Wolff-Preis.

© SZ vom 01.02.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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