Ungarische Literatur:Die Kamera, die den Tod abfängt

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Von der innigen Beziehung zwischen der Weltraumhündin Laika und einer Leica: In seinem Roman "Das Ende" erzählt Attila Bartis von einer Jugend im Sozialismus.

Von Lothar Müller

Sehr seltsam ist die früheste Kindheitserinnerung des Fotografen András Szabad. Sie führt zurück in die ungarische Provinz, nach Melyar, in das Jahr 1945, kurz vor Kriegsende, als András zwei Jahre alt war. Ein Pfau spielt in der Szene die Hauptrolle: "Er ging um den großen Tisch herum, auf dem das Glas von Oberst Dr. Johann Wolfgang Adler stand, setzte sich ein wenig auf den blutigen Armlehnstuhl, von dort zog er auf die Vitrine um und ging dann los, dorthin, wo er eine Stimme rufen hörte. Spazierte durch das Vorzimmer, kam zu mir herein und flog auf den Kachelofen hinauf. Dort trat er ein wenig von einem Bein aufs andere, als wüsste er noch nicht, was er zu tun habe, obwohl ich mir da schon die Kehle aus dem Leib brüllte. Schließlich flog er, seinen regenbogenfarbenen Schweif hinter sich herziehend, durchs Zimmer. Diese kreischende Sternschnuppe ist meine erste Erinnerung."

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