Tragikomödie:Orangen muss man löffeln

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Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz spielen in "Der geilste Tag" zwei Todkranke auf Roadtrip.

Von Rainer Gansera

Natürlich gibt es in dieser Filmkomödie die obligatorischen Gags. Aber es sind vor allem die kleinen, fast beiläufigen Szenen, die das Schweighöfer&Fitz-Buddy-Roadmovie "Der geilste Tag" so charmant machen. Zum Beispiel: die Zungenschnalzsprache. Das ist eine äußerst kuriose Art der Verständigung, die Andi (Matthias Schweighöfer) einem afrikanischen Jungen demonstriert. Oder Benno (Florian David Fitz), der für seine Tochter, die er nie kennenlernen durfte, ein Video dreht, um ihr Pfadfindertricks zu zeigen - wie schält man eine Orange mit dem Löffel?

Zu Beginn erinnert die Geschichte der zwei Sterbenskranken, die noch mal richtig auf die Pauke hauen, an "Knockin' on Heaven's Door" und andere "Du hast nur noch kurz zu leben"-Tragikomödien. Andi hat eine kaputte Lunge, hängt am Beatmungsgerät, wartet auf eine Transplantation. Bei Benno lautet die Diagnose: tödlicher Gehirntumor. Die beiden lernen sich in einem Hospiz kennen und Benno fragt: "Was hast du? Lungenfibrose? Klingt nach Blockbuster!" Munter wird das Tragische überspielt, der Tod darf kein Schreckgespenst sein. Rasch findet die Geschichte ihren eigenen Sound, wenn die Todgeweihten mit ergaunertem Geld Richtung Südafrika abdüsen. Auf der Suche nach dem "geilsten Tag", das heißt nach dem Tag, der ultimativ toll sein soll, irre und glückserfüllt.

Todkrank und trotzdem quietschfidel: auf der Suche nach dem "geilsten Tag". (Foto: Warner/dpa)

Charakterlich bildet das Duo einen hübschen Kontrast, der die nötigen dramaturgischen Reibungen wie von selbst hervorbringt. Schweighöfers Andi hat mit seinen schrillen Angstschreien und dem Lachfalsett etwas von einem ängstlichen Kontrollfreak - immer am Rande des Nervenzusammenbruchs. Hysterie vom Feinsten. Fitz, der auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, setzt seinen Benno als draufgängerischen Hallodri dagegen. Der Kauz und der Coole.

Dass die beiden sich "eigentlich nicht so mögen" ist naturgemäß die ideale Voraussetzung, dass sie beste Freunde werden. Der genretypische Gag-Parcours wird als wilder Partytrip ausfantasiert, mixt Blödelei und Comedystandards (Bettgehüpfe, das in der Atemnotkatastrophe endet), Schräges und herrlich Verrücktes wie eine Höhenangstnummer auf dem Riesenkran. Alles eingebettet in Landschaftsbilder, die posterkitschsüchtig nach grandiosen Sonnenuntergängen Ausschau halten. Die ernsten Momente rutschen nicht ins Rührselige, sondern fügen sich den klassischen Motiven solcher Roadtrips: herausfinden, was wirklich wichtig ist im Leben. Weit wegfahren, um bei sich anzukommen, bei den eigenen Lebensversäumnissen und verdrängten Traumata.

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Selbst dort, wo die Story im Zickzack springt oder sich labyrinthisch verirrt, etwa beim finalen Besuch, mit dem Benno seine Ex (Alexandra Maria Lara) und seine Tochter in Kapstadt überfällt, hält der darstellerische Elan die Dinge zusammen. Die Chemie zwischen Fitz und Schweighöfer stimmt, am schönsten bei den kleinen Vignetten, die aussehen, als seien sie einfach so spielerisch aus dem Ärmel geschüttelt worden.

Der geilste Tag , Deutschland 2016 - Regie und Buch: Florian David Fitz. Kamera: Bernhard Jasper. Mit: Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz, Alexandra Maria Lara. Warner, 110 Minuten.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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