Theater:Von Krisen und Neubauten

Lesezeit: 1 min

Das Volkstheater stellt seine kommende Spielzeit vor

Von Christiane Lutz, München

Steckt er ein bisschen in der Sinnkrise, der Christian Stückl? Es macht ein wenig den Eindruck, als Stückl am Freitag die neue Spielzeit des Volkstheaters präsentiert. Jedenfalls scheint er viel nachzugrübeln über sich, der er nun schon seit 15 Jahren Intendant des Theaters ist. "Wie weit ist das, was man so macht, Routine geworden?", fragt er in die Runde. Bloße Zahlen (Auslastung 80,30 Prozent, 106 000 Zuschauer in der vergangenen Spielzeit) sagten ja noch gar nichts aus. Vielleicht hat er sich deshalb "Die Möwe" von Anton Tschechow ausgesucht, dem weltbesten Zweifler und Fragesteller, Stückls erste Tschechow-Inszenierung überhaupt (Premiere am 26. Oktober). Er reflektiert weiter: "Junge Regisseure müssen heute schon mit 22, 23 zu ihrer Form gefunden haben. Das ist doch Wahnsinn." Wenn er jemanden spannend fände, bleibe er dran, damit der sich ausprobieren kann. Nicolas Charaux sei so ein Fall, der im März 2018 "Das ferne Land" inszeniert, ein Stück von Jean-Luc Lagarce, seine dritte Arbeit am Haus.

Außerdem gibt es "Volpone" von Stefan Zweig, inszeniert von Hausregisseur Abdullah Karaca (Stückl: "Der ist ja auch schon seit drei Jahren hier!"). Die Regisseurin Corinne Maier hat mit Tina Müller ein Stück über die Unvereinbarkeit von Job und Familie geschrieben, "Children of Tomorrow" heißt es, "und ich hab keine Ahnung, was da rauskommt", sagt Stückl, der die beiden Frauen aufforderte, selbst etwas darüber zu schreiben, nachdem sie so leidenschaftlich über dieses Problem geklagt hatten (Uraufführung am 13. Dezember). Außerdem gibt es 2018 natürlich wieder "Radikal jung", diverse Konzerte und Lesungen und Inszenierungen von Pınar Karabulut und Felix Hafner. Den Anfang macht aber Kieran Joel, ein Absolvent der Hochschule Ernst Busch, mit seiner Version von "Romeo und Julia" am 27. September.

Kulturreferent Hans-Georg Küppers sprach auch über den Theaterneubau. Aktuell würden die Entwürfe der Architekten geprüft, man hoffe, noch bis Jahresende einen Sieger küren zu können. Im Sommer 2018 dann sollen die Bauarbeiten auf dem Viehhof-Gelände starten, so dass das Theater 2021 in Betrieb genommen werden kann. Mit Stückl als Intendant, sagt Küppers. Stückls Vertrag läuft offiziell bis 2020, da klingt so ein Satz wie ein Versprechen.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: