Theater:Komische Vögel

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Da lachen sie noch: Martin Dudeck und Kathrin von Steinburg. (Foto: Gila Sonderwald)

"Die Lügen der Papageien" im Metropol

Von Egbert Tholl, München

Der Mann muss seltsame Erfahrungen in seinem Berufsleben gemacht haben. Andreas Marber war vor vielen Jahren Dramaturg in Stuttgart. Während dieser Zeit schrieb er ein Stück, in das er, so hat es den Anschein, Einiges von dem hineinpackte, was er am Theater erlebt hatte. Er nannte es "Die Lügen der Papageien", weil Schauspieler wie die Papageien seien, immer fremde Texte sprechen müssen. Wobei es mehr sprechende Schauspieler als sprechende Papageien gibt, aber das sei dahingestellt. Wiederum gibt es auch Schauspieler, die gar nicht gern sprechen, sondern lieber mit ihrem Körper Sachen ausdrücken, aber vielleicht gab es die damals in Stuttgart nicht.

Wie auch immer: Marbers Papageien reden viel. Es sind drei, ein Schauspieler, eine Regisseurin und ein Autor. Der Autor ist offenbar ziemlich mies und ein Riesenarschloch, der Schauspieler nicht sonderlich begabt, aber ganz lieb, die Regisseurin emphatisch und verzweifelt. Eine lustige Kombination mithin, auf die sich Jochen Schölch im Metropoltheater mit Lust stürzt, schon dadurch, dass er sich drei wunderbare Darsteller dafür gesucht hat. Die Geschichte ist ein gespielter Witz: Schauspieler und Regisseurin proben ein Stück, das "Ein Stück Scheiße" heißt, die Titelrolle spielt eben der Schauspieler und er muss sehr oft sagen, dass er dem Titel gerecht werde, da dem Autor, der bei der Probe vorbeischaut, zu Ohren kam, dass einmal der Schauspieler in der Kantine recht unbegeistert über dessen Texte urteilte. Also Rache.

Es ist ein wenig subtiler Einblick in den Betrieb. Doch wie Martin Dudeck in der ihm zugedachten Rolle leidet, wie Matthias Grundig mit einer Hass-Suada auf alles und jeden den eitlen Autor spielt, das macht viel Spaß. Kathrin von Steinburg, die man nun endlich wieder außerhalb des "Brandner Kaspars" auf einer Bühne sieht, versucht mit Wärme, List und im Stadium höchster Ausweglosigkeit als Regisseurin zu retten, was möglich ist. Dann kriegt noch ein Kritiker sein Fett ab, weil der mal ein Stück schrieb, das auch nichts taugte, worauf man sich selber überlegt, doch dies zu tun, ein Stück zu schreiben. Mit den drei Schauspielern könnte dies klappen.

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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