Theater:Echte Tiere

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Pasolinis "Schweinestall" kommt in den Marstall

Von Egbert Tholl, München

Wenn man Pier Paolo Pasolinis Film "Der Schweinestall" gesehen hat, hat man das Gefühl, etwas komplett Wahnsinniges erlebt zu haben. "Stimmt", meint dazu die Dramaturgin Laura Olivi. "Pasolini war einer der verrücktesten Querdenker, Filmemacher, Philosophen, Maler und Dichter." Olivi kennt sich mit seinem Œuvre sehr gut aus, arbeitete am Residenztheater und betreut gerade die Produktion, die den "Schweinestall" in den Marstall bringt. Premiere ist am Freitag, 25. November, Regie führt der Kroate Ivica Buljan - er arbeitet zum ersten Mal in Deutschland.

Olivi beruhigt einen insofern, als der Teil des Films, der komplett surreal ist - Kannibalen in blubbernder Vulkanwüste - in der Aufführung keine Rolle spielt. Denn: Pasolini verschränkte in dem Film zwei seiner Stücke, die er einst, mehrere Monate ans Bett gefesselt, im Rausch schrieb. Der Teil "Orgia" fehlt also in der Aufführung, der Rest ist hart genug: alte Nazis, ein ehemaliger und besonders grausamer KZ-Arzt, Industrielle, die der Krieg reich machte und ein sensibler junger Erbe, der in dieser fiktiven, bundesrepublikanischen Wirklichkeit - die im Film die Villa Pisani im Veneto ist - keinen anderen Ausweg sieht, als sich im Schweinestall auffressen zu lassen. Die Schweine sind übrigens echt, aber sehr lieb, wenn auch seit der Bauprobe ordentlich gewachsen.

Für die Aufführung hat Mitja Vrhovnik-Smrekar Gedichte Pasolinis vertont und gab sie den Frauen in der Produktion (Sibylle Canonica, Nora Buzalka, Genija Rykova und Juliane Köhler) zum Singen, die Herren spielen dazu. Olivi hofft nun auf eine ähnliche Begeisterung im Publikum wie beim Festival von Spoleto, wo sie Buljans Inszenierung von Pasolinis "Pylades" sah.

Der Schweinstall , Freitag, 25. November, 19.30 Uhr, Marstall

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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