Terror-Thriller:Geheimstart für Clint Eastwood

Der Verleih Warner versteckt den neuen Film seines treuesten Regisseurs Clint Eastwood. Das Terroristen-Drama "The 15:17 to Paris" wird in Deutschland fast nicht aufgeführt - eine Respektlosigkeit.

Von Tobias Kniebe

Es kann schon sein, dass "15:17 to Paris", die neueste Regiearbeit von Clint Eastwood, nicht zu den besten Werken seiner Karriere gehört - viele Kritiker in den USA wirkten etwas ratlos, aber es gab auch große Verteidiger. Immerhin geht es um den vereitelten Islamistenanschlag im Fernzug Brüssel - Paris im August 2015, und Eastwoods Idee, die drei amerikanischen Reisenden, die den Attentäter schließlich überwältigten, sich mit großem Minimalismus selbst spielen zu lassen, bis hin zum dramatischen Finale, ist in jedem Fall hochinteressant. Der deutsche Warner-Chef Wilfried Geike aber versteckt den Film konsequent - und gibt auch auf Anfrage keine Auskunft dazu. Jedenfalls gab es, außer für einen "Tagesthemen"-Beitrag mit Eastwood, offenbar keine Vorführung für Journalisten, und die Präsenz in den Kinos wird minimal sein. In München wird "15:17 to Paris" von diesem Donnerstag an nur in einem Kino laufen, einmal am Tag.

Immer öfter versuchen Verleiher auf diese Weise, Herausbringungskosten zu sparen und Filme jeder Diskussion zu entziehen, was in diesem Fall vor allem ein Affront gegen den Filmkünstler Eastwood ist. Dieser ist seinem Studio Warner seit mehr als vierzig Jahren treu verbunden - seit Kubricks Tod ist er der Warner-Regisseur schlechthin. Gäbe es im deutschen Filmgeschäft noch irgendeinen Respekt für Kinolegenden, müsste sich die Branche jetzt wirklich schämen.

© SZ vom 19.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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