Tanz:Explodierende Gewalt

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IS-Krieger, Scharfrichter, Babys und Ballerinen: "Last Work", das neue Stück der israelischen Batsheva Dance Company.

Von Eva-Elisabeth Fischer

Der israelische Choreograf Ohad Naharin polarisiert, vor allem auch im eigenen Land. Alle seine Stücke haben einen politischen oder zumindest gesellschaftskritischen Kern, den er selbst zwar weniger wichtig findet als den Tanz, der im krisen- und kriegsgebeutelten Israel aber fast zwangsläufig ins Zentrum rückt. Naharin brüskiert die Rechten, wenn er mit seiner Batsheva Dance Company, dem wichtigsten Tanzensemble Israels, das er seit 25 Jahren leitet, vor Arabern auftritt. Er schockiert die Prüden, wenn er seine Tänzer in SM-Lederkleidung auf die Bühne schickt; und mit seiner gestampften Version von "Echad mi Judea", einem Kinderlied aus der Pessach-Erzählung über die Grundfesten den Judentums, bringt er die Religiösen auf den Plan. Denn Naharin macht aus den lustigen 13 Strophen einen gewalttätigen Schreckensgesang: Angetrieben von dunklen Percussion-Schlägen skandieren schwarzgekleidete Männer und Frauen das Lied, auf Stühlen im Halbkreis ruckend, als eine Art Schlachtruf entfesselter Gotteskrieger, die ihrem fanatischen Glauben alles und alle unterwerfen.

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