Synchronregisseur Rainer Brandt über Bud Spencer:"Carlo war die Liebe in Person"

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Im Film schlugen sie sich, im wahren Leben waren sie dicke Freunde: Bud Spencer und Terence Hill bei Dreharbeiten zu "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle". (Foto: imago stock&people)

Diese wahnwitzigen Dialoge der beiden Haudraufs! Dafür lieben Fans die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill. Anruf bei dem Mann, der die Kult-Dialoge geschrieben hat.

Interview von Johanna Bruckner

Auf dem Schwimmen gründen Männerfreundschaften. Nicht nur die von Carlo Pedersoli und Mario Girotti - besser bekannt als Bud Spencer und Terence Hill. Die beiden lernten sich einst im Schwimmverein kennen; Spencer nahm später sogar zweimal für Italien an den Olympischen Spielen teil. Auch Rainer Brandt, der sämtliche Bücher für die deutschen Versionen der Italo-Western schrieb, erinnert sich an eine Gemeinsamkeit mit dem verstorbenen Schauspieler. "Wir hatten beide die gleiche Disziplin: 200 Meter Schmetterling", erzählt er am Telefon. Brandt ist mitverantwortlich für den Kult um die beiden wortgewaltigen Haudraufs. Er übertrug die italienischen Drehbücher so ins Deutsche, dass auch das Publikum hierzulande darüber lachen konnte. Sein Schnodderdeutsch fand Eingang in den sprachlichen Alltag. Das Gesprächsklima insgesamt habe sich durch die Filme verändert, sagt der 80-Jährige: "Die Leute lachen mehr."

SZ.de: Herr Brandt, wie kamen Sie dazu, die Dialoge für Italo-Western zu schreiben?

Ich sollte Ende der Sechzigerjahre den amerikanischen Motorrad-Film "Wild Angels" auf deutsch synchronisieren. Als ich das Buch gelesen hatte, sagte ich zum Regisseur: "Ich weiß nicht, wer das übersetzt hat, aber das ist absoluter Blödsinn!" Die redeten im Original einen richtig harten kalifornischen Slang, fast schon pornografisch - die deutsche Version hatte damit nichts mehr zu tun. Also haben wir das Buch geändert, und der Regisseur meinte zu mir: "Du, ich hab da noch so ein Ding ..."

Einen Film mit Bud Spencer und Terence Hill.

Genau.

Die Italo-Western sind heute in Deutschland Kult - vor allem wegen der wahnwitzigen Dialoge. Wie sind Sie da rangegangen?

Die Dinger müssen komisch sein, die müssen richtig Spaß machen - das waren ja keine tiefgründigen Filme. Natürlich habe ich mir auch überlegt: Was wollte der Autor, was wollte der Regisseur mit diesen Italo-Western machen? Was hatte der vor mit seinem Volk? Das habe ich versucht, auf mein Volk zu übertragen. Denn Komik kann man nicht eins zu eins übersetzen: Das deutsche Publikum lacht nicht über die dieselben Dinge wie das italienische oder auch das spanische. Das sind humoristisch andere Galaxien.

Bud Spencer und Terence Hill
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Es braucht kulturelle Freiheiten beim Synchronisieren?

Absolut. Leider haben das manche Verleiher bis heute noch nicht verstanden. Anderes Beispiel: Ich spiele gerade im Theater "Hinterm Horizont" von Udo Lindeberg. Der Mielke, den ich verkörpere, ist ein brisanter, bösartiger dämlicher Bursche. Den kannst du nicht spielen, den kannst du nur persiflieren. So wie Chaplin damals den Diktator persifliert hat. So habe ich das auch bei den ganzen Italo-Western versucht, ich habe sie komisch überhöht.

Wie fanden das die beiden Protagonisten?

Der erste Film, den wir gemeinsam gemacht haben, war "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle". Carlo hörte sich damals meine Idee an und meinte: "Du, ich bin da ein bisschen skeptisch." Da habe ich zu ihm gesagt: "Du kennst dein Volk und weißt, welche Sachen du machen kannst - und ich weiß, was bei mir ankommt. Lass' uns das mal versuchen." Daraus wurde nicht nur beruflich ein Dauerbrenner, sondern auch eine Freundschaft. Carlo hat mir blind vertraut.

Keine Einmischungsversuche?

Die haben nachher vom Waschzettel gedreht und gesagt: "Den Text macht sowieso Rainer in Berlin."

Die Filme mit Bud Spencer und Terence Hill waren hierzulande erfolgreicher als in Italien - hat Sie der Erfolg überrascht?

Nein. Das klingt jetzt arrogant, ist aber Wissen ums Handwerk. Ich habe viel geschrieben und weiß aus dem Kabarett, was wie aus welchem Grunde wo ankommt. Die großen Komik-Schreiber wurden im Dritten Reich ja alle umgebracht und der Nachwuchs war sehr dünn. Dieser jüdische Humor, der ewige Humor - der liegt nicht im Gag, wie ihn heute Mario Barth bringt, der liegt zwischen den Zeilen.

Wie werden Sie sich an Bud Spencer erinnern?

Er ist ein wunderbarer Mensch gewesen, ein fabelhafter Kerl. Ein Riese, dem man mit viel Respekt begegnet ist, aber wenn man ihn kannte, war er ein Seelchen. Er war die Liebe in Person. Wir haben uns sehr gemocht und sehr viel gelacht. Es war herrlich, mit ihm zu arbeiten.

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