Studentenproteste:Rassistisches Erbe

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An der Princeton University hadern die Studenten mit dem Andenken an Woodrow Wilson. Der war bis 1921 nicht nur der 28. Präsident der USA - sondern auch ein unverbesserlicher Rassist und Anhänger des Ku-Klux-Klan.

Von Andrian Kreye

Vergangene Woche besetzten Studenten der Princeton University für 32 Stunden das Büro des Präsidenten, Christopher Eisgruber. Ihre Forderung: man solle die Woodrow Wilson School of Public and International Affairs umbenennen, denn der 28. Präsident der USA, nach dem das Institut für Politikwissenschaften benannt ist, sei ein unverbesserlicher Rassist gewesen. Außerdem solle ein Wandgemälde, das Wilson zeigt, aus der Mensa entfernt werden.

Nun war Wilson vor allem für seine außenpolitischen Leistungen bekannt. Er führte während seiner Amtszeit, die von 1913 bis 1921 andauerte, Amerika durch den Ersten Weltkrieg. Und für sein Engagement bei der Gründung des Völkerbundes wurde ihm der Friedensnobelpreis des Jahres 1919 verliehen.

Sein Name steht auch für die außenpolitische Schule des Wilsonianismus. Demnach stehen die USA in der Pflicht, die Demokratie weltweit zu verbreiten, den Weltfrieden zu sichern und sich für eine globale freie Marktwirtschaft einzusetzen.

In der Geschichte der Princeton University spielte er eine Schlüsselrolle, weil er von 1902 bis 1910 als Rektor dafür sorgte, dass Princeton den Status als vollwertige Universität bekam. Er berief auch den ersten jüdischen und den ersten katholischen Professor. Allerdings - und da beginnen die Probleme schon - wurde während seiner Amtszeit kein einziger Schwarzer an der Universität zugelassen.

Wilsons rassistische Ansichten, die später seine innenpolitische Arbeit prägten, sind kein Geheimnis. Er sympathisierte mit dem Ku-Klux-Klan und berief eine große Zahl Beamter, die für die Rassentrennung standen. Gesellschaftliche Fortschritte, die Schwarze nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg gemacht hatten, wurden während seiner Präsidentschaft wieder abgebaut.

Die Proteste von Princeton sind Teil einer Studentenbewegung, die sich Anfang November an der University of Missouri in Columbia formierten. Die Proteste haben sich inzwischen auf Universitäten im ganzen Land ausgebreitet. Neben Princeton sind auch die Georgetown University, das Amherst College und Yale ihr Ziel.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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