Spurensuche:Kampf um Tombstone

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Wildwest von heute: Das FBI jagt die korrupten Fifa-Funktionäre. Wie einst in Tombstone knallhart Wyatt Earp aufräumte. Es geht um Macht im rechtsfreien Raum.

Von Susan Vahabzadeh

Die Welt verändert sich ständig - nicht aber die großen Fragen, die Menschen bewegen. Wir suchen in alten Filmen und Kunstwerken nach wiederkehrenden Motiven. Machterhalt funktioniert am besten im rechtsfreien Raum.

In der Fifa geht es zu wie im Wilden Westen. Sie ist zu einem geschlossenen System geworden, in dem die Ordnung, wie sie draußen gilt, außer Kraft gesetzt ist. Der amerikanischen Justizministerin Loretta Lynch fällt aktuell die Rolle des Lawmans zu - des legendären US-Marshals Wyatt Earp, der im Wilden Westen für Ordnung sorgte. John Ford hat ihm ein filmisches Denkmal gesetzt mit "Faustrecht der Prärie", 1946.

Henry Fonda spielt den aufrechten Wyatt Earp, der nach Tombstone kommt. Die Stadt hat gar keinen Marshal. Den Job übernimmt bald er, denn das Vieh, das er dabei hatte, wurde gestohlen, sein Bruder James wurde umgebracht. Wyatt ist genau der richtige, um hier aufzuräumen, einer von außen: Tombstone hat einen sehr großen Friedhof, aber weder Recht noch Gesetz, die Stadt bewegt sich am Rande der Anarchie. Old Man Clanton und seine Jungs haben Tombstone im Griff, sie schmuggeln Rinder nach Mexiko. Die Clantons haben etwas Animalisches. Und sie haben auch James umgebracht. Aber Wyatt Earp verzichtet auf die im Wilden Westen übliche Rache - er wollte überhaupt nur Marshal von Tombstone werden , um den Clantons legal das Handwerk zu legen. In Western geht es sehr oft um den Kampf um die Zivilisation, darum, wie ein Ehrenkodex etabliert wird an einem Ort, an dem Ehre wenig gilt. Wyatt Earp in der Variante, die Henry Fonda und John Ford geschaffen haben, ist ein Gentleman im Wilden Westen - ein Mann mit Manieren. Wenn ihn einer der Kleinstädter fragt, wie er heißt, dann sagt er: Earp, Wyatt Earp. Das war natürlich lange vor James Bond. Und der eigentliche Showdown mit den Clantons ist nicht das Herzstück des Films, er bleibt brutale Konsequenz.

Fonda ist ein viel strahlenderer Wyatt Earp als es Burt Lancaster später im Film von John Sturges ("Zwei rechnen ab", 1957) über Wyatt Earp und Tombstone war, das geradlinige, heldenhafte passte zu Fonda. Diese unbeirrbare Geradlinigkeit aber ist Fiktion. Vieles an der Wyatt Earp-Saga ist wahr - er wurde tatsächlich Marshal an der Frontier, es hat den Kampf um Tombstone tatsächlich gegeben. Es war Earp aber trotzdem nicht ganz zu trauen - er strickte selbst fleißig mit an seiner eigenen Legende. Und hörte nicht gern, wie er selbst angefangen hatte - er hatte selbst einst im Gefängnis gesessen und sich dem Recht entzogen: Er war geflohen.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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