Spurensuche:Alien und der Dreck im All

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Harry Dean Stanton, der Proll von der Nostromo, im Kontakt mit dem Alien. (Foto: 20th Century Fox)

Die großen Fragen der Menschen bleiben immer die gleichen - wir suchen danach. Seit dem Film "Alien" etwa gilt der Weltraum als schmuddeliger Schrottplatz.

Von Fritz Göttler

Es war einmal, in den Fünfzigern und Sechzigern, da war die amerikanische Raumfahrtwelt noch ziemlich in Ordnung. Ray Bradbury schuf seine magischen Mars-Chroniken, in seiner von Abendlicht überstrahlten Prosa, und hin und wieder widmete sich ein kleines Hollywood-B-Movie naiven Mondfahrern oder einem Robinson auf dem Mars. 1968 kam dann Stanley Kubrick mit seinem expansiven und expensiven "2001 - Odyssee im Weltraum", da zieht ein stattliches Raumgefährt zum Jupiter, darin ist alles licht und luftig, es ist ein Riesenhamsterrad, in dem die beiden Astronauten gern sich tummeln.

Die Nasa produzierte derweil, trotz einiger Rückschläge, weiterhin ansehnliche Erfolge, man verfolgte die Flüge ins All, wie man einst den frühen Automobilen zuschaute, welche die weiten Ebenen eroberten. Aber gerade stellt man mit Bestürzung fest, dass es auch um die Erde herum so dicht und eng geworden ist wie im modernen Großstadtverkehr: Raumstationen, Wetter- und Spionagesatelliten, Werkzeug und Weltraumschrott. Vor zwei Jahren hatte die Gefahr, die dies mit sich bringt, auch das Kino erreicht - in "Gravity" wurden Sandra Bullock und George Clooney bei Reparaturarbeiten im All von den Trümmern eines russischen Satelliten erwischt, Clooney ging dabei drauf, Bullock konnte sich nur mit Mühe auf die Erde zurück retten.

Dies ganze Malheur hatte sich freilich schon Jahrzehnte früher abgezeichnet - in "Alien" von Ridley Scott gab es 1979 den ersten vollernüchterten Blick auf das große Raumabenteuer. Der Film wird gemeinhin gefeiert wegen seiner weiblichen Heldin Sigourney Weaver und der fantastischen Monsterentwürfe von HR Giger. Irrwitzig aber ist, wie radikal realistisch der Film uns damals schon mal Leben an Bord zeichnet. Enge Kabinen, dunkle, schmutzige Gänge, zerknitterte Overalls und Visagen - wie man eben ausschaut, wenn man nach Monaten aus dem Raumtiefschlaf geholt wird. Harry Dean Stanton und Yaphet Kotto sind zwei echte Prolls und maulen über die schlechte Bezahlung. Alles ist abgenutzt an Bord der Nostromo, nichts mehr großzügig und glamourös, allenfalls der Name, nach Joseph Conrads Roman. Aber das Raumschiff kurvt natürlich im Dienst der berüchtigten Weyland-Firma. Das Abenteuer, das die Raumfahrt mal war, ist zu Ende. Der Kapitalismus hat nun auch den Weltraum im Griff.

© SZ vom 07.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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