Schauplatz Paris:Cartier im Museum

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Den Kulturbetrieb zu subventionieren zahlt sich doch aus, stellt man in Frankreich fest. Aber auch mit Unterstützung kämpfen die Institutionen mit wachsenden Kosten und der immer härteren Konkurrenz.

Von Joseph Hanimann

Es sei keine so gute Idee gewesen, in den letzten zwei Jahren den Kulturhaushalt zu kürzen, gestand der französische Premierminister Manuel Valls bei den Filmfestspielen in Cannes ein. Frankreich erkennt, dass auf dem Gebiet der Kultur der Imageverlust schwerer wiegt als die gesparten Summen. Auch bei gleichbleibenden Subventionen läuft aber den Institutionen der Markt davon, besonders im Bereich der Museen.

So stürzen sie sich in einen unerbittlichen Wettbewerb um Sponsoren, Besucher und Großereignisse. In der Pariser "Langen Nacht der Museen" hat mit 26 450 Besuchern das Centre Pompidou dem Louvre gerade den Rang abgelaufen. Mit etwas differenzierteren Auswertungskriterien hat auch die Zeitschrift Journal des Arts auf ihrer jährlichen Bestenliste dem Louvre ein anderes Museum voran gesetzt: das Musée du Quai-Branly mit seinen völkerkundlichen Sammlungen.

Quantitativ gesehen bleibt der Louvre mit seinen jährlich zehn Millionen Eintritten das landesweit größte Museum. Neben den klassischen Kunstausstellungen sind aber Veranstaltungen mit anthropologisch-völkerkundlichem Schwerpunkt im Kommen, wie auch das MuCEM in Marseille und das Musée des Confluences in Lyon zeigen.

Dieses Kräftemessen schaffe ein Zweiklassensystem aus potenten Großakteuren und verarmenden Mauerblümchen, wenden manche Museumsleute ein. Leicht ist es jedoch auch für die größten Häuser nicht. Der Louvre muss neuerdings seine explodierenden Betriebskosten zu 51 Prozent selbst stemmen. Beim Musée d'Orsay liegt der Eigenanteil noch höher. Auch die Querfinanzierung kleiner Lieblingsausstellungen durch publikumswirksame Blockbuster - wie derzeit eine Velázquez-Schau im Grand Palais - werde schwieriger, meint der Vorsitzende des Verbandes Réunion des Musées Nationaux, Jean-Pierre Cluzel. Staatsmuseen gehen dazu über, ihre Räume und Bestände an Luxusmarken wie Cartier oder Louis Vuitton zu vermieten. Dagegen wirkt der Versuch der Politiker etwas hilflos, das Heft der Kultur wieder an sich zu nehmen.

© SZ vom 20.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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