Sachbilderbuch "Badewanne, Klo & Co":Duften wie eine Blumenwiese

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Das Bilderbuch erklärt die Historie der Körperpflege, amüsant auch für Eltern. Und für Kinder vielleicht ein Anreiz, die ungeliebten Tätigkeiten wie Baden oder Waschen zu mögen.

Von Nico Bleutge

Zähneputzen kann furchtbar langweilig sein. Gefühlte Stunden nichts als Schrubben. Und dann soll man auch noch die Ohren waschen und den Schlafanzug anziehen. Doch was, wenn plötzlich ein Elefant unter der Dusche steht? Was, wenn ein Nilpferd in der Badewanne sitzt und eine Eule auf dem Klo?

Die polnische Autorin Krystyna Lipka-Sztarbałło hat ein Gespür für die alltäglichen Rituale im Badezimmer. Warum soll man eigentlich baden? Warum Hände waschen und warum unter die Dusche gehen? Lipka-Sztarbałło erklärt nicht nur, wie durch die Seife winzige Schmutzteilchen weggespült werden oder dass fließendes Wasser keineswegs selbstverständlich ist. Sie bringt auch die ästhetischen Seiten des Waschens ins Spiel - und spricht ihre kleinen Leser direkt an: "Seifenduft hält sich nach dem Baden noch im Badezimmer. Und auch auf der Haut. Deshalb duftest du eine Zeit lang wie eine Blume, eine ganze Blumenwiese oder wie frisches Obst."

Dabei lenkt sie den Blick immer wieder auf andere Kulturen und in die Schichten der Vergangenheit. So erfahren wir, wie die alten Römer in die Therme gingen und dass es in China und Japan öffentliche Badehäuser gibt. Dazu dürfen wir historische Nachttöpfe bestaunen oder uns eine der ersten Zahnbürsten ansehen. Manche der Illustrationen öffnen sehr schön den Weg in die Imagination, dann können Teddybären mit auf dem Klo sitzen oder Enten über die Fliesen watscheln. Andere Bilder sind etwas schematisch geraten und erinnern eher an die Hinweis- und Verbotsschilder in Freibädern oder öffentlichen Toiletten. "Immerzu höre ich von ihr reden / als wäre sie an allem schuld. / Seht nur, wie sanft und bescheiden / sie unter uns Platz nimmt!", dichtete einst Hans Magnus Enzensberger. Was der Dichter hier meint, ist nichts anderes als das etwas derbere Wort für das große Geschäft. Und so, wie Enzensberger die ein wenig in Ungnade gefallene Substanz in Schutz nimmt und mit immer neuen Namen versieht, lernt der kleine Klogeher im Badewannen-Buch, dass man statt "Klo" auch "Häuschen" sagen kann, "WC" oder "Thron". Und er lernt sogar, dass der Thron deshalb so heißt, weil die königlichen Herrschaften in ihren Schlössern einst einfache Kübel benutzten, die in ein Möbelstück eingesetzt wurden, das an einen Thron erinnerte.

Man sieht, das alles ist bisweilen ein wenig didaktisch aufbereitet. Auch hätte man so manches Rollenbild zu Mann und Frau sehr gerne hinterfragt gewusst. Andererseits macht die Autorin immer wieder deutlich, dass man sich bei aller Lust am Händewaschen und Zähneputzen auch einen großen Sinn für Ironie bewahren kann. Etwa wenn sie uns das berühmte Manneken Pis aus Brüssel zeigt oder Urinale, die wie ein Saxofon aussehen, wie eine Schnecke oder eine Orchidee. Thomas Weiler hat das polnische Original in ein gut lesbares Deutsch verwandelt. Nach dem Blättern und Lesen geht man vorsichtiger mit dem kostbaren Wasser um, lässt sich die Freude an einem Bad aber nicht nehmen. Einseifen, planschen - und, wer weiß, vielleicht taucht ja schon bald ein Nilpferd auf. (ab 4 Jahre)

Krystyna Lipka-Sztarbałło: Badewanne, Klo & Co. Illustration von Lidia Dańko. Aus dem Polnischen von Thomas Weiler. Gerstenberg 2016. 43 Seiten, 12,95 Euro.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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