Retrokolumne:Plastikglänzender Größenwahn

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In diesem Jahr wäre Falco 60 Jahre alt geworden. Das Gedenk-Album, das natürlich zu diesem Anlass erscheint, macht wieder einmal klar, dass der große Selbstdarsteller ein Produkt seiner Zeit ist - und bis heute unerreicht.

Von Max Fellman

Falco. Mann Mann Mann, Falco. Das war doch eigentlich alles ein völliger Wahnsinn: dieser Kerl, diese Lieder, dieser Ruhm, dieses Leben, dieser Tod. Wie es schon losging. Da beschließt ein junger Mann namens Johann Hölzel in jungen Jahren: Ich bin jetzt ein Superstar. Die anderen belächeln ihn, der Hansi aber stolziert durch Wien, die Nase hoch, die Schritte breit, und bleibt bei seiner Meinung. Er spielt in verschiedenen Bands, benennt sich ausgerechnet nach dem ostdeutschen Skispringer Falko Weißpflog, haut alle mit seinem Charisma um, und dann, Anfang der Achtziger, wird er tatsächlich ein Star. Als wäre das etwas, was man nur beherzt behaupten muss, um es wahr zu machen. Und was für ein Star er wurde! Der fulminanteste Export Österreichs, den die Welt seit der Wiener Klassik gesehen hatte. Hits bis nach Amerika, "Rock Me Amadeus", "Jeanny", "The Sound Of Musik". Die gegelten Haare, die albernen Pilotenbrillen, die überdrehte Grandezza. Dazu diese ureigene Mischung aus Englisch, Deutsch, Österreichisch: "Der Bube fragt den König, Hey babe, do you wanna dance? / Sie machen History, dann sie sind scharf wie nie, the first preelected Rock 'n' Roll band." Gab es vorher nicht. Gab es nachher nicht. Hat sich sonst in diesen Breiten niemand getraut.

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