Radar:Richtig teuer: Deutsche Malerei

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Ein seltener Eisberg von Gerhard Richter ist auch dabei: Die Londoner Auktionen.

Von Dorothea Baumer

Der Frühling steht vor der Tür, doch Schnee und Eis sind die exklusiven Chiffren der Londoner Auktionen zeitgenössischer Kunst der kommenden Woche. So spannt etwa Peter Doig einen Schneeflockenschleier von zweieinhalb Metern vor das Auge des Betrachters in seinem Gemälde "Cobourg 3+1" von 1994, das mit einer Schätzung von acht bis zwölf Millionen Pfund als Spitzenlos in der Abendauktion bei Christie's am 7. März fungiert. Ebenfalls bis zwölf Millionen reicht die Erwartung für eines der radikal abstrakten Hochformate Mark Rothkos, "No.1 (1949)" in Orange und Gelb, das 1950 in der Betty Parsons Gallery gezeigt wurde. Werke von Calder, Rauschenberg und Warhol sind weitere Säulen der Offerte.

Sotheby's kontert das Angebot am folgenden Abend mit Gerhard Richters marktfrischem "Eisberg"-Gemälde aus der seltenen, gerade einmal drei Bilder umfassenden Grönland-Serie von 1982, das ebenfalls bis zu zwölf Millionen Pfund bringen soll. Das Auktionshaus setzt auch mit weiteren Losen auf deutsche Kunst. Sprecher Toby Skeggs ließ verlauten, dass "das Interesse an deutscher Kunst der Gegenwart ganz beispiellos" sei. Es sei eine "sensationelle Entwicklung", dass die deutschen Nachkriegskünstler nun die Szene definierten. Ihre "Kunst der Vergangenheitsbewältigung" passe in diese Zeit, wie Kate Connolly im britischen Guardian beschreibt. Für eines der frühen "Helden"-Bilder von Georg Baselitz, "Mit roter Fahne" von 1965, wird mit 6,5 bis 8,5 Millionen Pfund ein neuer Rekord avisiert, der derzeit bei 7,4 Millionen Dollar liegt.

Die Preisspitze des Abends markiert allerdings eine gesprühte und collagierte Leinwand aus den starken Anfangsjahren Jean-Michel Basquiats, "Untitled (One Eyed Man or Xerox Face)", dem bis zu 18 Millionen Pfund zugetraut werden.

Phillips setzt am 8. März mit Takashi Murakami, Yayoi Kusama und Yoshitomo Nara auf japanische Kunst. Das Haus mischt den futuristischen Klassiker Gino Severini dazu und hat in Miquel Barcelós Stierkampf-Motiv "Muletero" ein Hauptlos mit Erwartungen bis 3,5 Millionen Pfund.

Nagelbilder des deutschen Zero-Künstlers Günther Uecker haben nicht nur Christie's und Sotheby's im Programm, sondern auch Bonhams, wo am 8. März zwei frühe Arbeiten von 1958 und 1962, "Oval" und "Vogelnest", mit 450 000 und 400 000 Pfund aufgerufen werden.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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