Pop:Schöner wabern

Lesezeit: 2 min

Neues von G. Rag und Bandkollegen

Von Jürgen Moises, München

Die erste Implosion, die war vor vier Jahren. Sie war in etwa zwölf Minuten lang, bestand aus vier Liedern und war auf einer Split-10-Inch-LP zu hören, die sich der Sänger und Gitarrist Andreas Staebler alias G. Rag und der Schlagzeuger Zelig mit der befreundeten Band 4 Shades teilten. Ein Jahr später bauten die beiden das unter dem Titel "Tanz Nowave" zu einer ganzen LP aus. Und als sie wieder ein Jahr später mit dem Sänger und Gitarristen Fred Raspail und Micha Acher am Sousafon für die gemeinsame 10-Inch "La Grappa Du Diable" zusammenfanden, haben sie wohl gemerkt, dass es sich in größerer Gemeinschaft besser implodiert. Jedenfalls, um auf den Punkt zu kommen: Das ehemalige Duo ist seit 2017 ein Trio und nennt sich statt G. Rag/Zelig Implosion nun G. Rag/Zelig Implosion Deluxxe.

Musikalisch heißt das, wie es das an diesem Samstag bei Gutfeeling Records erscheinende und am selben Tag im Import Export vorgestellte Album "Schöner warten" demonstriert: Neben einem fröhlich scheppernden Schlagzeug und einer kratzigen, heulenden Gitarre hört man in den Songs nun auch einen Moog-Synthesizer fiepen, blubbern, vor sich hin wabern. Dass dieser an einzelnen Stellen ein bisschen wie ein Schleifgerät klingt, könnte sich dadurch erklären, dass der ihn bedienende Prof. Deluxxe im Pressetext als "Schreiner" charakterisiert wird. Die insgesamt elf Songs auf "Schöner warten" klingen trotzdem immer noch recht rau und ungeschliffen. Mit einem selbst erklärten und erkennbaren Bezug zur No-Wave-Musik der Achtziger, und mit Faibles für Punk und schräge Disco-Sounds sowie für die Neue Deutsche Welle.

Letztere kehrt das Münchner Trio in Form des wunderbaren Palais-Schaumburg-Covers "Morgen wird der Wald gefegt" heraus. "Wir liegen im Bett, der Mast hat mich am Kopf getroffen" heißt es darin schön dadaistisch. G. Rag singt es mit unterkühlter und verzerrter Stimme, zu bräsigen Synthies und einer fiependen, teilweise auch kräftig losrollenden Gitarre. Schön krachig wird es etwa auch bei "Cool Crash". Beschwingten und tanzbaren No-Wave-Disco-Sound bietet "Manhattan Disco". Und mit "Leonie tanzt" enthält das Album auch noch eine weitere Hommage. Das Stück ist nämlich der Münchner Folkpop-Band Leonie Singt gewidmet, lässt mit seinem ruppigen Ländler-Punk-Riff aber auch an G. Rag & die Landlergschwister denken. Die sind beim Konzert im Import Export zwar nicht dabei, dafür steht der Schlagzeuger Tom-Wu als NoWave One Man Tanzkapelle mit auf der Bühne. Der echte und wahre Tanz in den Mai, der kann nun also endlich beginnen.

G. Rag/Zelig Implosion Deluxxe : Schöner warten (Gutfeeling), live am Samstag, 5. Mai, 21 Uhr, Import Export, Schwere-Reiter-Straße 2

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: