Pop:Ergiebige Niederschläge

Lesezeit: 2 min

M. Ward hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zur Indiegröße emporgespielt. Im Strom stellt der amerikanische Folk-Mann sein neues Album "More Rain" vor

Von Jürgen Moises

Fast zwanzig Jahre ist es her, dass der damals noch unbekannte Singer-Songwriter M. Ward mit einem Vier-Spur-Demotape in Oregon hausieren ging und dieses unter anderem auch Howe Gelb von Giant Sand in die Hand drückte. Der amerikanische Musiker und Produzent aus Tucson, Arizona, war von den Songs darauf sofort begeistert. Er brachte im Jahr 2000 M. Wards Debütalbum "Duet For Guitars #2" auf seinem Ow-Om-Label heraus und ihn selbst anschließend auf Europatour mit.

Inzwischen ist M. Ward zwar nicht berühmt, aber doch so etwas, was man eine Indiegröße nennt. Er hat auf seinen bisher acht Solo-Alben mit Musikern wie Vic Chesnut oder John Parish kollaboriert, hat 2006 mit der Schauspielerin Zooey Deschanel das Indiefolk-Duo She & Him gegründet und bereits 2004 zusammen mit Jim James von My Morning Jacket und Conor Oberst die Supergroup Monsters Of Folk. Sein eigener, alternativer Country-Folk-Sound hat sich in all den Jahren nicht wesentlich, aber doch in feinen Details verändert. Was sich dagegen nicht geändert hat, ist, dass M. Ward die Rohfassungen seiner in der Regel eher ruhigen und intimen Songs immer noch auf seinem alten Vier-Spur-Gerät aufnimmt. Das gilt auch für sein aktuelles Album "More Rain", das M. Ward am Samstagabend in München im Strom präsentiert. Das beginnt schon mal mit einer analogen Tonaufnahme eines Regensturms, die der 1974 geborene Musiker von seinem Fenster aus gemacht hat. Danach setzt eine schrumpelige Westerngitarre ein, bevor M. Ward mit Hall unterlegt den ersten Satz "It's allright, if you don't mind" singt. "Pirate Dial" heißt dieser erste Song, der die verhangene, diesige Atmosphäre des Intros musikalisch sehr gut auffängt.

Mit "Time Won't Wait" folgt als kleines Kontrastprogramm ein scheppriges Rock'n'Roll-Stück. Und wer die leicht schräg neben der Spur herum rumpelnden Songs von Howe Gelb und seiner Alternative-Country-Band Giant Sand kennt, bekommt hier eine Ahnung, warum der vor knapp 20 Jahren sofort Gefallen an dem jungen Burschen fand. Wobei "Duet For Guitars #2" tatsächlich noch ein bisschen klassischer nach Singer-Songwriter klang. Auf den zwölf Songs auf "More Rain" tönt dagegen ab und zu ein Keyboard rein, es wird auf einer Mandoline oder Pedal-Steel-Gitarre gezupft und teilweise alleine oder im Chor im Background gesungen. Lauter Dinge, für die M. Ward etwa mit K. D. Lang oder Peter Buck von R.E.M. auch diesmal ein paar illustre Gäste engagiert hat.

Was sich unverändert fast durch das ganze Album zieht, das ist dieser hallige, irgendwie wattige oder auch diesige Grundsound, der sich manchmal wie ein Kissen, teilweise auch wie Nebel oder dünner Regen ums Gesicht und die Hörmuscheln legt. Was gut passt und auch genauso intendiert ist. Denn laut Selbstaussage hat M. Ward mit "More Rain" ein Album für Tage mit "beschissenem Wetter" komponiert. Und genau das sollen wir laut Wetterbericht, wenn auch nicht mehr ganz so schlimm, an diesem Wochenende kriegen.

M. Ward, Samstag, 12. August, 21 Uhr, Strom, Lindwurmstr. 88

© SZ vom 12.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: